Methoden

Eine fantasievolle Szene zeigt ein überdimensionales Smartphone, auf dem eine Gruppe von Menschen vor einem dramatischen Himmel zu sehen ist. Das Handy liegt zwischen weiteren bunten Objekten wie Würfeln, Kugeln und einem Fotoapparat, alles in leuchtenden Farben. Die Darstellung wirkt futuristisch und symbolisiert eine digitale Erinnerungskultur oder den Übergang zwischen realer und virtueller Welt.

Politikunterricht kreativ starten: „My First Political Memory“

Lesezeit: ca. 3-4 Minuten – Wörter: 1.045 Wenn ich mit einer neuen Klasse im Fach Wirtschaft und Gesellschaft starte – so heißt der Politik- und Gesellschaftsunterricht an den Beruflichen Schulen in Hamburg – greife ich gerne auf die Methode „My First Political Memory“ zurück.  Diese Methode habe ich gleich zu Beginn meiner Ausbildung durch meine damalige Mentorin gezeigt bekommen. Hierdurch erhalte ich nicht nur einen Eindruck davon, wer vor mir sitzt, sondern auch, was Politik für die Lernenden eigentlich bedeutet. Denn: Politik ist immer schon Teil ihrer Lebenswelt – auch wenn sie das oft gar nicht bewusst wahrnehmen. die Methode Die Methode ist simpel, aber wirkungsvoll: Schüler:innen erinnern sich an ihre erste politische Erfahrung. Das kann ein Gespräch zu Hause, eine Wahl im Fernsehen, ein Protest auf der Straße oder eine Nachricht in den Medien gewesen sein. Sie schreiben oder malen diese Erinnerung auf und tauschen sich anschließend in der Klasse darüber aus. So entsteht schnell ein buntes Bild davon, wie vielfältig Politik erlebt und gedeutet werden kann.  Noch bunter wurde es i.d.R. dank des Hinweises meiner damaligen Mentorin, dass man den Lernenden die Aufgabe auch als „Mal- bzw. Zeichenaufgabe“ geben könnte. Für (fast) erwachsene Schülerinnen und Schüler ist dieser Einstieg zwar befremdlich, lockert die erste Stunde allerdings auch extrem auf, wenn erstmal deutlich wird, dass es keine Extrapunkte für die Schönheit der einzelnen Bilder zu vergeben gibt.  Kennen sich die Lernenden einer Klasse ebenfalls selbst noch nicht so gut untereinander, dann bietet sich zudem eine Gruppenarbeit an einem großen Blatt Papier an, sodass ein Austausch innerhalb der Lerngruppe bereits beim Erstellen der einzelnen Erinnerungsbilder zustande kommt. meine Anpassung bzw. Erweiterung der Methode In der Praxis habe ich regelmäßig gemerkt: Sobald eine ganze Klasse ins Malen und Erzählen kommt, sprengt das leicht den vorgesehenen Rahmen von 90 Minuten, wen alle Bilder tiefgehend ausgewertet und besprochen werden wollen. Zudem gibt es immer eine nicht unerhebliche Zahl an Lernenden, die sich mit diesem offenen Impuls oftmals sehr schwer tun, weil sie für sich gar nicht erfassen, was alles eine politische Dimension haben könnte. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, für den Start des kommenden Schuljahres die Methode weiter zu entwickeln. Statt ausschließlich kreativ zu arbeiten, habe ich die Methode so angepasst, dass die Lernenden nun stärker auf schriftliche Reflexionen zurückgreifen. Außerdem habe ich die Sequenz gelenkter aufgebaut. Mir war wichtig, die verschiedenen Dimensionen von Politik aufzuzeigen – also nicht nur das Offensichtliche (z. B. Wahlen), sondern auch die institutionellen, gesellschaftlichen und persönlichen Ebenen. Bei der Erstellung des Materials habe ich bewusst einige Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. Statt ausschließlich auf die kreative Malaufgabe zu setzen, habe ich Leitfragen entwickelt, die stärker auf die persönlichen Erfahrungen mit Politik und dem Unterrichtsfach zielen. Diese Fragen helfen, den Einstieg strukturierter zu gestalten und machen sichtbar, wie Lernende ihre ersten bewussten politischen Erlebnisse, ihre bisherigen Erfahrungen im Unterricht und ihre eigene Haltung zum Fach beschreiben. Damit wollte ich den offenen Charakter der Ursprungsidee erhalten, aber gleichzeitig für mehr Verbindlichkeit sorgen. Ergänzt habe ich außerdem Fallbeispiele, die in 2er-Teams bearbeitet werden. Sie führen die Jugendlichen in konkrete, alltagsnahe Situationen, in denen politische Dimensionen sichtbar werden.  das Material „Politik und ich“ – Einstiegsstunde WuG von Info Das dazu entwickelte Material für eine Diagnoseeinheit (60 Minuten) ist bewusst klar strukturiert und in mehrere Phasen unterteilt. Zunächst erhalten die Lernenden einen kurzen Impuls, der sie auf das Thema Politik im Alltag einstimmt. Anschließend bearbeiten sie Leitfragen zur persönlichen Wahrnehmung von Politik und ihrer persönlichen Erfahrung mit dem Politikunterricht in ihrer bisherigen Schule. Zudem wird die Ursprungsfrage, der „first political memory“ mit aufgegriffen, in der sie überlegen, welche Ereignisse sie bewusst miterlebt haben oder welche Themen ihnen in den Medien begegnen.  In einer darauf anschließenden Phase bearbeiten die Lernenden in 2er-Teams Fallbeispiele aus drei unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten: Politik im Alltag (z. B. Nutzung eines Sportplatzes, Handyregeln, höhere Nahverkehrspreise), Institutionelle Politik (z. B. Bau einer Umgehungsstraße, Gesetz zur Plastikvermeidung, EU-Regeln zu TikTok) und Partizipation (z. B. Schülervertretung fordert Mitspracherecht, Bürgerinitiative gegen ein Bauprojekt, Fridays-for-Future-Demo). Zu jedem Fall bearbeiten sie die Leitfragen: „Was hat das mit Politik zu tun?“, „Welche Personen, Gruppen oder Institutionen sind hier beteiligt bzw. haben ein Interesse?“ und „Welche Handlungsmöglichkeiten gäbe es?“. Ziel ist, dass die Jugendlichen erkennen: Politik betrifft nicht nur Parlamente oder Wahlen, sondern auch konkrete Fragen des Zusammenlebens. Die Beispiele verdeutlichen, wie breit Politik gefasst werden kann – von der persönlichen Ebene über Schule und Stadt bis hin zu nationalen und internationalen Entscheidungen. Lehrkräfte erhalten somit ein mehrschichtiges Diagnosetool, das sowohl individuelle Erfahrungen als auch übergreifende Kompetenzen sichtbar macht. Damit wird die Diagnose selbst schon zum Einstiegsgespräch über Politik – nicht abstrakt, sondern unmittelbar an der Lebensrealität der Schüler:innen orientiert. Fazit Die Methode „My First Political Memory“ hat sich für mich als wertvoller Einstieg in den Politikunterricht erwiesen, weil sie die Jugendlichen bei ihren eigenen Erfahrungen abholt und Politik unmittelbar mit ihrer Lebenswelt verknüpft. Gerade durch den persönlichen Zugang entsteht schnell eine Offenheit, die den Beginn des Faches erleichtert und auch innerhalb der Klasse für Austausch sorgt. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass die ursprüngliche Form – vor allem als kreative Malaufgabe – schnell an Grenzen stößt: Sie kostet viel Zeit und überfordert manche Lernende. Deshalb habe ich die Methode weiterentwickelt und durch klar strukturierte Leitfragen sowie Fallbeispiele ergänzt. Die Leitfragen helfen, persönliche Erinnerungen, Haltungen und Erwartungen sichtbar zu machen. Die Fallbeispiele wiederum sollen den Blick auf konkrete Situationen aus Alltag eröffnen, Institutionen und Partizipation und machen so deutlich, wie breit Politik gefasst werden kann. Das neue Material verbindet damit das Persönliche mit dem Strukturierten: Es ermöglicht Diagnose und Austausch zugleich, ohne die Lernenden zu überfordern. Für mich ist es ein gelungener Kompromiss zwischen Offenheit und Orientierung – und ein guter Ausgangspunkt, um Politikunterricht von Anfang an lebensnah, verständlich und motivierend zu gestalten. MATERIAL Über diesen Button könnt ihr das OER-Unterrichtsmaterial (PDF) herunterladen. Download Disskusionsanstoß Welche Vorteile bzw. Nachteile seht ihr darin, den Politikunterricht mit persönlichen Erinnerungen der Lernenden zu beginnen? Wie bewertet Ihr dieses Material? Gebt uns gerne euer persönliches Feedback dazu? Welche weiteren Methoden kennt ihr,

Politikunterricht kreativ starten: „My First Political Memory“ Read More »

Fachwissen, OER, Unterricht, ,
Eine stilisierte Illustration von vier jungen Erwachsenen, die sich an einem Tisch gegenüber sitzen und ein intensives Gespräch führen. Sie tragen moderne, lässige Kleidung, und jeder hat eine konzentrierte oder nachdenkliche Haltung. Im Hintergrund ist ein großes, farbenfrohes, horizontal gestreiftes Muster in Retro-Farben (Gelb, Pink, Grün) zu sehen, das in der Mitte eine runde Form mit einem Fragezeichen und einer Glühbirne enthält, die wie ein Sonnenuntergang aussieht. Die Szene wirkt modern, nachdenklich und kreativ, mit einem Retro-Futurismus-Stil.

Mit einer politik-didaktischen Methode die Medienkompetenz fördern

Lesezeit: ca. 4 Minuten – Wörter: 1.096 Im vierten Teil unserer Blogreihe zum Thema „Verlockung und Risiko – Die Wahrheit über schnelles Geld im Netz“ stelle ich den Materialteil vor, welcher entwickelt wurde, um eine strukturierte und differenzierte Debatte über die Regulierung von (Finanz-)Influencer:innen und ähnlichen Akteur:innen in sozialen Medien zu ermöglichen. Hierbei handelt es sich um die Methode der „Strukturierten Kontroverse“. Anhand der nachfolgend vorgestellten Materialien lernen die Schülerinnen und Schüler, Pro- und Contra-Positionen differenziert zu beleuchten und eigene Standpunkte zu entwickeln.  Ausgangssituation Die Regierung erwägt die Einführung eines umfassenden Gesetzes zur Regulierung von Personen, die in sozialen Medien schnelle finanzielle Gewinne oder Erfolge versprechen. Das vorgeschlagene Gesetz würde folgende Hauptpunkte umfassen: Staatliche Registrierungspflicht für Finanz-Influencer:innen und ähnliche Akteur:innen Verpflichtende Offenlegung des Geschäftsmodells Nachweis relevanter Qualifikationen und Erfahrungen im beworbenen Bereich Transparente Darstellung der eigenen wirtschaftlichen Erfolge, die durch die beworbenen Methoden erzielt wurden Diese Regelungen würden insbesondere Influencer:innen betreffen, welche Geld für Kurse, Anleitungen, Coaching oder den Zugang zu exklusiven Gruppen verlangen, in denen finanzielle oder geschäftliche Erfolge versprochen werden. Zentrale Fragestellung Sollte der Staat Finanz-Influencer:innen und ähnliche Akteur:innen in sozialen Medien zur Registrierung, Offenlegung ihrer Geschäftsmodelle sowie zum Nachweis ihrer Qualifikationen und tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolge verpflichten, um potenzielle Betrugsopfer zu schützen, auch wenn dies die unternehmerische Freiheit und Privatsphäre der Anbieter einschränkt? Ziele und Erwartungshorizont des Unterrichts Am Ende der Einheit sollen die Schülerinnen und Schüler: Verständnis der Grundproblematik entwickeln und die verschiedenen Perspektiven zur Regulierung von Finanz-Influencer:innen nachvollziehen können. Pro- und Contra-Argumente zur staatlichen Regulierung differenziert analysieren und ihre Relevanz für Verbraucherschutz, Meinungsfreiheit und Wirtschaftsdynamik bewerten. Eine eigene, begründete Position zur zentralen Fragestellung formulieren und diese in einer respektvollen Diskussion verteidigen. Fähigkeiten in argumentativem Denken und kritischer Reflexion verbessern, um sowohl die Komplexität politischer Entscheidungen als auch die gesellschaftliche Relevanz dieser Entscheidungen zu erkennen. Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Finanzinformationen entwickeln und ihre eigene Haltung zu Regulierung und Freiheit im digitalen Raum kritisch hinterfragen. Rollenkarten Dr. Mia Schmidt – Verbraucherschutz-Vertreterin (pro) Sie setzt sich als Verbraucherschützerin für eine strengere Regulierung von Finanz-Influencern ein, um vor allem junge, unerfahrene Verbraucher zu schützen. Sie argumentiert, dass Transparenz und Qualifikationsnachweise helfen, unseriöse Angebote zu verhindern und die Glaubwürdigkeit seriöser Anbieter zu stärken. Atef Mital – Vertreter der IHK (pro, aber differenziert) Er unterstützt als IHK-Vertreter eine moderate Regulierung, die Vertrauen und Professionalität im digitalen Finanzsektor fördert, ohne Start-ups übermäßig zu belasten. Er plädiert für einen flexiblen Ansatz, der Verbraucherschutz und Innovationskraft in Balance hält. Sarah Müller – Junge Online-Unternehmerin (contra) Sarah Müller, eine erfolgreiche Online-Unternehmerin, lehnt die Regulierung ab, da sie eine Gefahr für Meinungs- und Unternehmensfreiheit sieht. Sie betont die Bedeutung praktischer Erfahrung und Eigenverantwortung und spricht sich für eine verstärkte finanzielle Bildung aus. Alex Chen – App-Entwickler für digitale Finanzprodukte (contra) Alex Chen, App-Entwickler, sieht in starren Regulierungen ein Hindernis für Innovation. Er befürwortet stattdessen technologische Lösungen wie KI-gestützte Überwachung und plädiert für Selbstregulierung und finanzielle Bildung zur Unterstützung der Nutzer. Materialdownload Über diesen Button kann das Unterrichtsmaterial (PDF) sowie die dazugehörige Begleitpräsentation (pptx) heruntergeladen werden. Download Strukturierte Kontroverse Die Materialien sind für den Einsatz in einer strukturierten Kontroverse konzipiert. Diese Methode fördert kritisches Denken, Empathie und Argumentationsfähigkeiten. Die strukturierte Kontroverse folgt einem klar definierten Ablauf, der den Lernprozess in einzelne Phasen unterteilt und den Schülerinnen und Schülern hilft, komplexe Themen strukturiert zu bearbeiten: Rollenverteilung: Jede Gruppe erhält eine spezifische Rolle, wie z. B. Verbraucherschutzvertretende, Unternehmer:in oder Technologieentwickler:in. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, das Thema der Regulierung von Finanz-Influencer:innen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sich in die Argumente realer Akteure einzufühlen. Vorbereitung: Mit ihren Rollenkarten und Argumenten ausgestattet, bereiten sich die Lernenden auf ihre jeweilige Position vor. Sie entwickeln eine Argumentation, die ihrer Rolle gerecht wird, und lernen, wie sie ihre Ansichten überzeugend vertreten können. Debatte in Gruppen: Die Schülerinnen und Schüler treten in Gruppen gegeneinander an und vertreten die Argumente, die ihrer Rolle entsprechen. Die strukturierte Auseinandersetzung mit den verschiedenen Standpunkten hilft ihnen, das Thema vielschichtig zu erfassen und kritisch zu durchdenken. Reflexion und persönliche Meinungsbildung: Nach der Debatte reflektieren die Lernenden gemeinsam die Diskussion und formulieren abschließend eine eigene, gut begründete Meinung. Diese Phase ist entscheidend für den Erkenntnisgewinn, da sie den Lernenden ermöglicht, über ihre Rolle hinaus eine eigenständige Position zu entwickeln. Infoplakat zur Unterstützung des Ablaufs Um die Struktur der Methode für die Schülerinnen und Schüler übersichtlich darzustellen, habe ich ein Infoplakat erstellt, das den Ablauf und die wichtigsten Phasen der Strukturierten Kontroverse visualisiert. Das Plakat kann im Unterricht als Orientierungshilfe dienen und stellt sicher, dass die Lernenden stets wissen, in welcher Phase der Diskussion sie sich befinden und welche Schritte als nächstes folgen. Das Plakat ist so gestaltet, dass es auch unabhängig von diesem Thema im Unterricht eingesetzt werden kann.  Plakat in verschiedenen Dateiformaten Das Plakat kann über den nachfolgenden Button als zip.Datei mit den folgenden Formaten heruntergeladen werden: PDF PNG & JPG SVG Download Fazit Die Methode der Strukturierten Kontroverse ist eine wertvolle Ergänzung für die politische und ökonomische Bildung. Sie erlaubt es, kontroverse und praxisnahe Themen aufzugreifen und die Debattenkultur bei jungen Menschen zu fördern. Mithilfe der entwickelten Materialien und des Infoplakats werden die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Prozess der Meinungsbildung einbezogen und lernen, eigene Positionen im Dialog zu vertreten. Diese Fähigkeit ist ein wichtiger Baustein für eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der digitalen Welt. Disskusionsanstoß Was denkt Ihr, in wie weit diese Herangehensweise hilft, um kontroverse Themen wie die Regulierung von Finanz-Influencer:innen gewinnbringend in die politische Bildung im Unterricht zu integrieren? Wie schätzt Ihr den pädagogischen Wert der Rollenübernahme, wie er z.B. in der strukturierten Kontroverse vorkommt, ein? Fördert sie Eurer Erfahrung nach die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme bei den Schülerinnen und Schülern? Inwieweit glaub Ihr, dass die Materialien die kritische Reflexion und die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler im Bereich digitaler Finanzangebote fördern können? Gebt uns gerne ein Feedback hier in den Kommentaren!

Mit einer politik-didaktischen Methode die Medienkompetenz fördern Read More »

Fachwissen, OER, Unterricht, ,
Illustration eines Goldfischglases mit einem Fisch in einem Klassenraum, in dem die Klassen im Kreis sitzt und diskutiert.

Fish-Bowl vs. Fast-Money: Verbraucherschutz partizipativ diskutieren

Lesezeit: ca. 5 Minuten – Wörter: 1.163 In vorherigen Beiträgen haben wir bereits unser Materialpaket zum Thema Verlockung und Risiko –Die Wahrheit über schnelles Geld im Netz mit verschiedenen Online-Geschäftsmodellen beschäftigt, die unseren Schülerinnen und Schülern schnelles Geld versprechen. Von Dropshipping über Trading-Gruppen bis hin zu Hustle-Communities – die Verlockungen sind vielfältig, aber auch die Risiken. Ergänzend kam ein wenig später ein Überblick für Lehrkräfte zu irreführenden Internet-Geschäftsmodellen hinzu. Nun wollen wir uns der Frage widmen, wie wir junge Menschen davor schützen können. Dafür möchten wir hier die zwei, sich ergänzenden, Folgemodule beschreiben. Zum Einen ist dies eine Begleitpräsentation zum Überblick über Verbraucherschutzgesetze und Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher. Im zweiten Teil rückt dann die politische Dimension in den Mittelpunkt. Hier setzen sich die Lernenden mit den unterschiedlichen (teilweise fiktiven!) Positionen der Bundestagsparteien auseinander – von liberalen Ansätzen der Selbstregulierung bis hin zu Forderungen nach strikter staatlicher Kontrolle. Die Bandbreite der politischen Lösungsvorschläge zum Schutz junger Menschen im Netz wird dabei in einer Fishbowl-Diskussion lebendig. Begleitpräsentation zum Überblick über Verbraucherschutzgesetze und Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher Die Begleitpräsentation bildet die rechtliche Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema. Im ersten Teil erhalten die Lernenden einen grundlegenden Überblick über zentrale Verbraucherschutzgesetze. Dabei werden insbesondere das Widerrufsrecht, Informationspflichten der Anbietenden und der Datenschutz thematisiert – also jene Rechte, die für Jugendliche im Online-Handel besonders relevant sind. Ergänzt wird dies durch praktische Hinweise zu unterstützenden Organisationen wie den Verbraucherzentralen. Der zweite Teil der Präsentation knüpft direkt an die bereits behandelten Geschäftsmodelle an und beleuchtet diese aus rechtlicher Perspektive. Die Schülerinnen und Schüler erfahren beispielsweise, welche rechtlichen Herausforderungen beim Dropshipping bestehen, welche Anforderungen an KI-basierte Handelsstrategien gestellt werden oder warum Schneeballsysteme illegal sind. Besonders relevant ist dabei der Abschnitt zu „Hustle- und Mindset-Communities“, der explizit auf die beschränkte Geschäftsfähigkeit Minderjähriger eingeht und den bekannten „Taschengeldparagraphen“ in den Kontext dieser modernen Phänomene stellt. Die Präsentation schließt mit einem Überblick zu den rechtlichen Anforderungen bei der Unternehmensgründung. Dies ist besonders wichtig, da viele der behandelten Geschäftsmodelle explizit damit werben, dass man sein „eigener Chef“ werden könne. Die Lernenden erkennen hier, dass der Weg in die Selbstständigkeit deutlich komplexer ist als von vielen Internet-Coaches suggeriert. Das nachfolgende Video zeigt die Gesamtpräsentation https://www.youtube.com/watch?v=hC2sWZwRxww Präsentationsdownload Über diesen Button kann die Begleitpräsentation (.pptx) herunterladen und für den eigenen Unterrichtseinsatz genutzt werden. Download politischen Lösungsvorschläge in einer Fishbowl-Diskussion Nach der rechtlichen Einführung folgt der diskursive Teil der Unterrichtseinheit, in dem die verschiedenen politischen Lösungsansätze zum Schutz junger Menschen im Netz debattiert werden. Die Fishbowl-Methode ist einer meiner liebsten Methoden innerhalb des Politikunterrichts, da sie durch ihre dynamische Struktur besonders geeignet ist, unterschiedliche politische Positionen lebendig zu diskutieren. Ein besonderer Vorteil der Fishbowl-Methode liegt aus meiner in ihrer inklusiven und flexiblen Struktur. Anders als bei klassischen Diskussionsformaten müssen sich die Lernenden nicht zu Beginn entscheiden, ob sie aktiv teilnehmen möchten. Der „Hot Seat“ im inneren Kreis ermöglicht es auch zurückhaltenderen Schülerinnen und Schülern, sich erst einmal beobachtend mit den verschiedenen Positionen vertraut zu machen und dann einzusteigen, wenn sie sich sicher genug fühlen. Während einige Lernende von Anfang an die Diskussion tragen, können andere zunächst die Argumentationsmuster und -strukturen aus dem äußeren Kreis studieren. Die Erfahrung zeigt, dass gerade schüchterne oder fachlich noch unsichere Lernende von dieser Möglichkeit der verzögerten, aber selbstbestimmten Teilnahme profitieren und sich häufig im Verlauf der Diskussion doch noch einbringen – oft mit besonders durchdachten Beiträgen, da sie bereits verschiedene Argumente gehört und reflektiert haben. Die Methode selbst wird in der Fachliteratur immer ein wenig unterschiedlich dargestellt. Fest steht, dass im Zentrum ein innerer Diskussionskreis steht – das namensgebende „Aquarium“ – umgeben von einem äußeren Beobachtungskreis. Die Besonderheit liegt im „Hot Seat“, einem freien Stuhl im inneren Kreis, der es den Beobachtenden ermöglicht, sich spontan in die Diskussion einzubringen. Diese Dynamik sorgt dafür, dass sich mehr Schülerinnen und Schüler aktiv beteiligen können als bei klassischen Diskussionsformaten. Wie dieser besetzt werden darf, ist unterschiedlich beschrieben.  Um den Einstieg in diese dynamische Diskussionsmethode so einfach wie möglich zu gestalten, haben wir ein übersichtliches Methodenplakat entwickelt. Es zeigt auf einen Blick die räumliche Anordnung der Diskussionskreise und erklärt prägnant die wichtigsten Regeln und Abläufe. Die grafische Darstellung des „Aquariums“ mit dem charakteristischen freien Stuhl macht die Methode auch für Lernende schnell verständlich, die noch keine Erfahrung mit Fishbowl-Diskussionen haben. Das Plakat eignet sich sowohl zur Einführung der Methode als auch als permanente Orientierungshilfe während der Diskussion – die wichtigsten Regeln sind stets im Blick und helfen allen Beteiligten, die Diskussionskultur konstruktiv zu gestalten.  Methodenplakat Fish-Bowl-Diskussion Das Plakat kann hier als druckbares PDF und PNG-Datei heruntergeladen und nicht nur für dieses Unterrichtsthema eingesetzt werden. Download Für die inhaltliche Auseinandersetzung stehen sorgfältig aufbereitete Rollenkarten der sechs im Bundestag vertretenen Parteien zur Verfügung. Diese liegen jeweils in zwei Versionen vor: Eine ausführliche Fassung („Network Navigator“) für leistungsstärkere und eine vereinfachte Version („Pixel Pioneer“) für leistungsschwächere Lernende. Die Materialien wurden unter Zuhilfenahme von KI-Technologie erstellt, um die teils noch nicht ausformulierten Parteipositionen zu diesem aktuellen Thema zu ergänzen – was auch eine interessante Metadiskussion über den Einsatz von KI im Unterricht ermöglicht. Begleitet wird die Diskussion von gezielten Impulsfragen, die verschiedene Aspekte des Themas beleuchten: von Bildung und Aufklärung über Regulierung und Kontrolle bis hin zu technologischen Lösungen und der Rolle der Plattformen selbst. Diese Leitfragen helfen der moderierenden Lehrkraft, die Diskussion zu strukturieren und alle relevanten Facetten des Themas zu behandeln. Der abschließende Vergleich zwischen den diskutierten Parteipositionen und den eigenen Standpunkten der Schülerinnen und Schüler ermöglicht zudem eine vertiefte Reflexion über politische Lösungsansätze im digitalen Verbraucherschutz. Fazit Die vorgestellten Materialien bieten einen ganzheitlichen Zugang zum Thema Verbraucherschutz im digitalen Raum. Die Kombination aus rechtlicher Grundlagenvermittlung und diskursiver Auseinandersetzung mit politischen Lösungsansätzen ermöglicht es den Lernenden, dieses komplexe und für sie höchst relevante Thema aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Besonders wertvoll ist dabei die Verbindung zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler, die täglich mit verlockenden Angeboten in sozialen Medien konfrontiert werden. Die Fishbowl-Methode erweist sich hier als ideales Format, um die unterschiedlichen politischen Positionen zu diskutieren. Durch die differenzierten Materialien, die sowohl

Fish-Bowl vs. Fast-Money: Verbraucherschutz partizipativ diskutieren Read More »

Berufsorientierung, OER, Unterricht, ,
Nach oben scrollen