Eine stilisierte Illustration von vier jungen Erwachsenen, die sich an einem Tisch gegenüber sitzen und ein intensives Gespräch führen. Sie tragen moderne, lässige Kleidung, und jeder hat eine konzentrierte oder nachdenkliche Haltung. Im Hintergrund ist ein großes, farbenfrohes, horizontal gestreiftes Muster in Retro-Farben (Gelb, Pink, Grün) zu sehen, das in der Mitte eine runde Form mit einem Fragezeichen und einer Glühbirne enthält, die wie ein Sonnenuntergang aussieht. Die Szene wirkt modern, nachdenklich und kreativ, mit einem Retro-Futurismus-Stil.

Mit einer politik-didaktischen Methode die Medienkompetenz fördern


Lesezeit: ca. 4 Minuten – Wörter: 1.096

Im vierten Teil unserer Blogreihe zum Thema “Verlockung und Risiko – Die Wahrheit über schnelles Geld im Netz” stelle ich den Materialteil vor, welcher entwickelt wurde, um eine strukturierte und differenzierte Debatte über die Regulierung von (Finanz-)Influencer:innen und ähnlichen Akteur:innen in sozialen Medien zu ermöglichen.

Hierbei handelt es sich um die Methode der „Strukturierten Kontroverse“. Anhand der nachfolgend vorgestellten Materialien lernen die Schülerinnen und Schüler, Pro- und Contra-Positionen differenziert zu beleuchten und eigene Standpunkte zu entwickeln. 

Ausgangssituation

Die Regierung erwägt die Einführung eines umfassenden Gesetzes zur Regulierung von Personen, die in sozialen Medien schnelle finanzielle Gewinne oder Erfolge versprechen.

Das vorgeschlagene Gesetz würde folgende Hauptpunkte umfassen:

  • Staatliche Registrierungspflicht für Finanz-Influencer:innen und ähnliche Akteur:innen
  • Verpflichtende Offenlegung des Geschäftsmodells
  • Nachweis relevanter Qualifikationen und Erfahrungen im beworbenen Bereich
  • Transparente Darstellung der eigenen wirtschaftlichen Erfolge, die durch die beworbenen Methoden erzielt wurden

Diese Regelungen würden insbesondere Influencer:innen betreffen, welche Geld für Kurse, Anleitungen, Coaching oder den Zugang zu exklusiven Gruppen verlangen, in denen finanzielle oder geschäftliche Erfolge versprochen werden.

Zentrale Fragestellung

Sollte der Staat Finanz-Influencer:innen und ähnliche Akteur:innen in sozialen Medien zur Registrierung, Offenlegung ihrer Geschäftsmodelle sowie zum Nachweis ihrer Qualifikationen und tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolge verpflichten, um potenzielle Betrugsopfer zu schützen, auch wenn dies die unternehmerische Freiheit und Privatsphäre der Anbieter einschränkt?

Ziele und Erwartungshorizont des Unterrichts

Am Ende der Einheit sollen die Schülerinnen und Schüler:

  • Verständnis der Grundproblematik entwickeln und die verschiedenen Perspektiven zur Regulierung von Finanz-Influencer:innen nachvollziehen können.
  • Pro- und Contra-Argumente zur staatlichen Regulierung differenziert analysieren und ihre Relevanz für Verbraucherschutz, Meinungsfreiheit und Wirtschaftsdynamik bewerten.
  • Eine eigene, begründete Position zur zentralen Fragestellung formulieren und diese in einer respektvollen Diskussion verteidigen.
  • Fähigkeiten in argumentativem Denken und kritischer Reflexion verbessern, um sowohl die Komplexität politischer Entscheidungen als auch die gesellschaftliche Relevanz dieser Entscheidungen zu erkennen.
  • Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Finanzinformationen entwickeln und ihre eigene Haltung zu Regulierung und Freiheit im digitalen Raum kritisch hinterfragen.

Rollenkarten

Eine stilisierte Illustration einer Frau mit kurzen, dunklen Haaren, die eine leuchtende, futuristische Brille in Neon-Grün trägt. Sie schaut zur Seite, und der Hintergrund ist mit Linien und Symbolen versehen, was das Bild technisch und modern wirken lässt.

Dr. Mia Schmidt – Verbraucherschutz-Vertreterin (pro)

Sie setzt sich als Verbraucherschützerin für eine strengere Regulierung von Finanz-Influencern ein, um vor allem junge, unerfahrene Verbraucher zu schützen. Sie argumentiert, dass Transparenz und Qualifikationsnachweise helfen, unseriöse Angebote zu verhindern und die Glaubwürdigkeit seriöser Anbieter zu stärken.

Eine stilisierte Neon-Illustration eines Mannes mit markantem Bart und einer Mütze, auf der Zahnräder als Symbol für Technologie abgebildet sind. Der Mann trägt einen Hoodie und Ohrringe und blickt entschlossen zur Seite. Die Farben leuchten in Blau- und Gelbtönen, was dem Bild einen futuristischen und cyberpunkartigen Look verleiht.

Atef Mital – Vertreter der IHK (pro, aber differenziert)

Er unterstützt als IHK-Vertreter eine moderate Regulierung, die Vertrauen und Professionalität im digitalen Finanzsektor fördert, ohne Start-ups übermäßig zu belasten. Er plädiert für einen flexiblen Ansatz, der Verbraucherschutz und Innovationskraft in Balance hält.

Eine farbenfrohe, neonleuchtende Illustration einer Frau mit Pferdeschwanz, die in die Ferne blickt. Die Linien in ihrem Gesicht sind in leuchtendem Rosa und Blau gehalten, und ein großes „@“-Symbol ist auf Höhe ihres Ohrs zu sehen. Der Hintergrund ist schwarz, was die leuchtenden Farben noch stärker hervorhebt.

Sarah Müller – Junge Online-Unternehmerin (contra)

Sarah Müller, eine erfolgreiche Online-Unternehmerin, lehnt die Regulierung ab, da sie eine Gefahr für Meinungs- und Unternehmensfreiheit sieht. Sie betont die Bedeutung praktischer Erfahrung und Eigenverantwortung und spricht sich für eine verstärkte finanzielle Bildung aus.

Eine futuristische Illustration eines Mannes mit roten Kopfhörern und einer roten Neon-Sonnenbrille. Über seinem Kopf schweben Symbole wie Noten, Zahlen und ein Play-Symbol, die einen technologischen und digitalen Fokus andeuten. Die Farben sind hauptsächlich in Rot und Blau gehalten, was eine moderne und immersive Atmosphäre schafft.

Alex Chen – App-Entwickler für digitale Finanzprodukte (contra)

Alex Chen, App-Entwickler, sieht in starren Regulierungen ein Hindernis für Innovation. Er befürwortet stattdessen technologische Lösungen wie KI-gestützte Überwachung und plädiert für Selbstregulierung und finanzielle Bildung zur Unterstützung der Nutzer.

KI-generierter Sticker zum beschriebenen Sprachbild

Materialdownload

Über diesen Button kann das Unterrichtsmaterial (PDF) sowie die dazugehörige Begleitpräsentation (pptx) heruntergeladen werden.

Strukturierte Kontroverse

Die Materialien sind für den Einsatz in einer strukturierten Kontroverse konzipiert. Diese Methode fördert kritisches Denken, Empathie und Argumentationsfähigkeiten.

Die strukturierte Kontroverse folgt einem klar definierten Ablauf, der den Lernprozess in einzelne Phasen unterteilt und den Schülerinnen und Schülern hilft, komplexe Themen strukturiert zu bearbeiten:

  1. Rollenverteilung: Jede Gruppe erhält eine spezifische Rolle, wie z. B. Verbraucherschutzvertretende, Unternehmer:in oder Technologieentwickler:in. Dies ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, das Thema der Regulierung von Finanz-Influencer:innen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sich in die Argumente realer Akteure einzufühlen.

  2. Vorbereitung: Mit ihren Rollenkarten und Argumenten ausgestattet, bereiten sich die Lernenden auf ihre jeweilige Position vor. Sie entwickeln eine Argumentation, die ihrer Rolle gerecht wird, und lernen, wie sie ihre Ansichten überzeugend vertreten können.

  3. Debatte in Gruppen: Die Schülerinnen und Schüler treten in Gruppen gegeneinander an und vertreten die Argumente, die ihrer Rolle entsprechen. Die strukturierte Auseinandersetzung mit den verschiedenen Standpunkten hilft ihnen, das Thema vielschichtig zu erfassen und kritisch zu durchdenken.

  4. Reflexion und persönliche Meinungsbildung: Nach der Debatte reflektieren die Lernenden gemeinsam die Diskussion und formulieren abschließend eine eigene, gut begründete Meinung. Diese Phase ist entscheidend für den Erkenntnisgewinn, da sie den Lernenden ermöglicht, über ihre Rolle hinaus eine eigenständige Position zu entwickeln.

Infoplakat zur Unterstützung des Ablaufs

Um die Struktur der Methode für die Schülerinnen und Schüler übersichtlich darzustellen, habe ich ein Infoplakat erstellt, das den Ablauf und die wichtigsten Phasen der Strukturierten Kontroverse visualisiert. Das Plakat kann im Unterricht als Orientierungshilfe dienen und stellt sicher, dass die Lernenden stets wissen, in welcher Phase der Diskussion sie sich befinden und welche Schritte als nächstes folgen.

Infoplakat zum Ablauf einer strukturierten Kontroverse

Das Plakat ist so gestaltet, dass es auch unabhängig von diesem Thema im Unterricht eingesetzt werden kann. 

KI-generierter Sticker zum beschriebenen Sprachbild

Plakat in verschiedenen Dateiformaten

Das Plakat kann über den nachfolgenden Button als zip.Datei mit den folgenden Formaten heruntergeladen werden:

  • PDF
  • PNG & JPG
  • SVG

Fazit

Die Methode der Strukturierten Kontroverse ist eine wertvolle Ergänzung für die politische und ökonomische Bildung. Sie erlaubt es, kontroverse und praxisnahe Themen aufzugreifen und die Debattenkultur bei jungen Menschen zu fördern. Mithilfe der entwickelten Materialien und des Infoplakats werden die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Prozess der Meinungsbildung einbezogen und lernen, eigene Positionen im Dialog zu vertreten. Diese Fähigkeit ist ein wichtiger Baustein für eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der digitalen Welt.

Disskusionsanstoß

  • Was denkt Ihr, in wie weit diese Herangehensweise hilft, um kontroverse Themen wie die Regulierung von Finanz-Influencer:innen gewinnbringend in die politische Bildung im Unterricht zu integrieren?
  • Wie schätzt Ihr den pädagogischen Wert der Rollenübernahme, wie er z.B. in der strukturierten Kontroverse vorkommt, ein? Fördert sie Eurer Erfahrung nach die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme bei den Schülerinnen und Schülern?
  • Inwieweit glaub Ihr, dass die Materialien die kritische Reflexion und die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler im Bereich digitaler Finanzangebote fördern können? Gebt uns gerne ein Feedback hier in den Kommentaren!

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