Blickwinkel

Kritische, provozierende Sichtweisen auf Themen, eher subjektiv

Eine Gruppe von Menschen arbeitet in einem modernen, lichtdurchfluteten Raum mit großen Fenstern. Eine Person steht und malt mit einem Pinsel auf die Fensterscheiben, während sie ein Tablet in der anderen Hand hält. Eine weitere Person hockt auf dem Boden und nutzt technisches Equipment. Zwei weitere Personen im Hintergrund stehen und diskutieren miteinander. Die Fenster sind in leuchtenden Farben gestaltet, wodurch Silhouetten von Menschen im Licht erscheinen. Die Szene wird von einer Mischung aus natürlichem und künstlichem Licht erhellt, das eine kreative und konzentrierte Atmosphäre schafft.

Einblicke vom Pädagogischen Tag am Gymnasium Korschenbroich

Lesezeit: ca. 3 Minuten – Wörter: 703 Am Aschermittwoch durfte ich den Pädagogischen Tag am Gymnasium Korschenbroich mitgestalten. Die Schule hatte diesen Tag organisiert, um sich intensiv mit Fragen der digitalen Bildung und individuellen Förderung auseinanderzusetzen. Ich hatte die Freude, die Keynote zu halten und einen Workshop zum Thema „Multisensorisches Lernen mit digitalen Tools“ zu leiten. Es war inspirierend zu sehen, mit welchem Engagement und welcher Offenheit die Lehrkräfte des Gymnasiums diesen Tag nutzten, um neue Perspektiven auf Lernen und Lehren zu gewinnen. Keynote: Digitalisierung als Chance für individuelle Förderung In meiner Keynote ging es vor allem darum, wie digitale Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden können, um alle Lernenden mitzunehmen. Dabei habe ich versucht aufzuzeigen, dass Individuelle Förderung eine neue Tiefe bekommt, wenn wir digitale Tools bewusst nutzen, um Barrieren abzubauen und personalisierte Lernprozesse zu ermöglichen. Denn auch ein Gymnasium sollte sich mit der Definitionsweite des erweiterten Inklusionsbegriffes auseinandersetzen.  Soziale Herkunft, Mehrsprachigkeit, Geschlecht, sexuelle Identitäten, Möglichkeiten zur digitalen Teilhabe oder und neurodiverse Lernbedarfe, und noch viele weitere Faktoren, machen heutzutage an keiner Schultür halt. Alle Schulen und Schulformen stehen vor der Herausforderung, Vielfalt nicht als Hürde, sondern als Chance zu begreifen und eine Umgebung zu schaffen, die allen Lernenden gerecht wird. Workshop: Multisensorisches Lernen mit digitalen Tools Besonders spannend war für mich persönlich der anschließende Workshop, in dem sich rund 25 Lehrkräfte der Schule aktiv einbrachten. In drei möglichen vertiefenden Arbeitsaufträgen entwickelten sie gemeinsam in Fachgruppen digitale Übungen, testeten KI-gestützte Werkzeuge und diskutierten multisensorische Methoden, die verschiedene Lernkanäle ihrer Lernenden ansprechen sollten. Die Kolleg*innen brachten eigene Ideen mit, erprobten neue Ansätze und bewiesen eindrucksvoll, dass der Schlüssel für erfolgreiche digitale Bildung nicht nur in der Technik, sondern vor allem in der Haltung liegt. Fazit Der Tag am Gymnasium Korschenbroich hat einmal mehr gezeigt, dass Inklusion nicht bei einzelnen Fördermaßnahmen stehen bleibt. Wer #Diklusion wirklich lebt, öffnet Lernräume für alle – unabhängig von sprachlichen, kognitiven oder sozialen Hintergründen. Digitalisierung kann dabei helfen, aber sie ist kein Selbstzweck. Entscheidend ist eine Grundhaltung, die Vielfalt als Bereicherung begreift und gezielt fördert. Gleichzeitig müssen wir uns bewusst machen, dass digitale Kompetenzen allein nicht ausreichen – wir müssen unseren Lernenden auch die notwendigen #FutureSkills mitgeben. Kritisches Denken, Kollaboration, Kreativität und digitale Souveränität sind essenzielle Bausteine für eine inklusive und zukunftsorientierte Bildung. Erst wenn Digitalisierung, Inklusion und Future Skills gemeinsam gedacht werden, kann Schule wirklich chancengerechte Bildung ermöglichen. In einer Zeit, in der Wissen nicht mehr nur im Schulbuch zu finden ist, kann Schule ein Ort sein, der #Bildungsbarrieren abbaut statt festigt. Was mir an diesem Tag besonders in Erinnerung bleibt, ist die Offenheit und Motivation des Kollegiums. Wenn Lehrkräfte bereit sind, sich auf neue Wege einzulassen, entstehen echte Lernräume, in denen jeder seinen Platz findet. Disskusionsanstoß Welche digitalen Tools oder Methoden haben euch in eurem Unterricht besonders geholfen, um verschiedene Lernbedürfnisse zu berücksichtigen? Welche Erfahrungen habt ihr mit der Verbindung von Digitalisierung und Inklusion gemacht? Wenn ihr an Eurer Schule ebenfalls einen pädagogischen Tag zu einem solchen Thema plant, könnt ihr uns gerne für eien Unterstützung anfragen!

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Blickwinkel, Mindset, Perspektive, ,
Das Bild zeigt vier quadratische Icons in leuchtenden Neonfarben, die von stilisierten, digital wirkenden Händen berührt werden. Jedes Icon symbolisiert eine digitale Funktion: Oben links: Ein Klemmbrett-Symbol, das für Dokumente oder Notizen steht. Oben rechts: Eine Wolke mit einem Upload-Pfeil, was auf das Speichern oder Hochladen von Daten hinweist. Unten links: Eine Lupe, die als Symbol für Suche oder Recherche dient. Unten rechts: Ein ID-Karten-Symbol, das für Benutzerprofile oder persönliche Informationen stehen könnte. Die Icons sind durch leuchtende Verbindungslinien miteinander vernetzt, mit kleinen Knotenpunkten, die auf ein digitales Netzwerk oder eine Dateninfrastruktur hinweisen. Die Farben sind in einem futuristischen Cyberpunk-Stil gehalten, mit einem dunklen Hintergrund, der die leuchtenden Elemente besonders hervorhebt. Das Bild vermittelt ein Gefühl von digitaler Zusammenarbeit, Informationsmanagement und Vernetzung.

Rezension zum “Kartenset Diklusion” von Dr. Lea Schulz

Lesezeit: ca. 5 Minuten – Wörter: 1.470 Ich kenne das Konzept der Diklusion von Dr. Lea Schulz bereits seit einigen Jahren. Ihre Idee, mithilfe digitaler Technologien mehr Teilhabe und Barrierefreiheit zu schaffen, deckt sich voll und ganz mit dem Grundgedanken, den auch das Projekt “bildungssprit” verfolgt: die enge Verzahnung von Digitalisierung und Bildungsgerechtigkeit. Vor einigen Wochen hat Lea einen Aufruf gestartet, in dem sie nach Interessierten fragte, die eine Rezension zu ihrem neuen Kartenset “Diklusion: Unterrichtsideen für eine digital-inklusive Schule” verfassen würden. Diesem Aufruf bin ich gerne gefolgt und möchte in den folgenden Absätzen sowohl die 44 Karten als auch das dazugehörige Begleitheft in den Blick nehmen. Inhaltliche Zusammenfassung Einführung in das Kartenset Das Kartenset verfolgt das Ziel, Lehrkräfte und Schulen dabei zu unterstützen, einen digital-inklusiven Unterricht zu gestalten. Hierbei geht es nicht nur um die Einbindung digitaler Medien, sondern auch um eine langfristige Strategie für Schulentwicklungsprozesse. Dazu Dr. Lea Schulz in dem von ihr zu Beginn des Booklets verrfassten Willkommenstext: “Dieses Set wurde entwickelt, um Lehrkräfte und Schulen dabei zu unterstützen, diklusiven (digital-inklusiven) Unterricht zu gestalten. Anhand von Praxisbeispielen sollen diklusive Lernumgebungen entwickelt und langfristige Schulentwicklungsstrategien erarbeitet werden. Ziel ist es, digitale Werkzeuge so einzusetzen, dass alle Schüler:innen – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen – erfolgreich lernen können. Die Karten bieten didaktische Einsatzszenarien, konkrete Anleitungen für Tools, praktische Anwendungsbeispiele und Reflexionsfragen.” Das Booklet ergänzt das Kartenset um wertvolle theoretische Grundlagen und stellt konkrete Anwendungsmöglichkeiten vor. Besonders wichtig ist die Verbindung von digitalen Werkzeugen mit bewährten inklusiven Methoden, sodass alle Schüler:innen bestmöglich gefördert werden können. Struktur des Kartensets Das Kartenset besteht aus 44 Karten, die thematisch in verschiedene Kategorien unterteilt sind. Sie decken eine breite Palette von Methoden und digitalen Werkzeugen für den inklusiven Unterricht ab. Jede Karte bietet eine praxisnahe Anleitung, um digitale Technologien effektiv im Unterricht zu nutzen. Ergänzend dazu gibt es ein Begleitheft, das theoretische Hintergründe erläutert, Reflexionsfragen anregt und die Nutzung der Karten im Unterrichtskontext erleichtert. Die Hauptkategorien der Karten orientieren sich dabei in den fünf Ebenen des zugrundeliegenden Modells der #Diklusion von Dr. Lea Schulz und umfassen:   Lernen durch Medien (Assistive Technologien): Werkzeuge zur Unterstützung von Lernenden mit besonderen Bedürfnissen, wie Vorlesefunktionen oder digitale Kommunikationshilfen. Lernen mit Medien (Individualisierung): Anpassung des Lernangebots durch interaktive Lernplattformen, adaptive Software oder digitale Notizbücher. Lernen mit Medien (Kooperation): Förderung kollaborativer Arbeitsformen durch Tools wie Etherpads, digitale Pinnwände und Gruppenprojekte. Lehren mit Medien (Organisation): Unterstützung der Lehrkräfte durch digitale Planungstools, Classroom-Management-Software und Lernplattformen. Lernen über Medien (Medienkompetenz): Vermittlung von kritischem Medienwissen, digitaler Ethik und dem sicheren Umgang mit KI-gestützten Technologien. Begleitheft: Ein wertvolles Zusatzmaterial Das Begleitheft bietet eine theoretische Einordnung des Kartensets und liefert hilfreiche Anwendungsbeispiele. Es führt in das Konzept der Diklusion ein und erläutert, wie Lehrkräfte die Karten gezielt für die Unterrichtsplanung und Schulentwicklung nutzen können. Darüber hinaus enthält es weiterführende Ressourcen, darunter Online-Materialien, PowerPoint-Folien sowie Book-Creator- und TaskCards-Dateien. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der Schulentwicklung. Hier werden Strategien aufgezeigt, wie Schulen langfristig digital-inklusive Konzepte etablieren können. Das Heft enthält zudem ein Glossar und eine Übersicht über die verwendeten digitalen Tools. Einsatzmöglichkeiten des Kartensets Das Kartenset ist vielseitig einsetzbar und unterstützt Lehrkräfte sowie pädagogisches Personal in unterschiedlichen Kontexten:   Individuelle Unterrichtsplanung: Lehrkräfte können die Karten zur Vorbereitung von inklusivem Unterricht und zur Reflexion ihrer Methoden nutzen. Kollegiale Zusammenarbeit: Das Kartenset fördert den Austausch zwischen Lehrkräften, um gemeinsame Unterrichtskonzepte zu entwickeln und zu reflektieren. Schulinterne Fortbildungen: Die Karten dienen als Ausgangspunkt für Workshops und pädagogische Konferenzen zur Sensibilisierung für Diklusion. Peer-Learning: Lernende können sich gegenseitig bei der Anwendung digitaler Technologien unterstützen. Individuelle Lernbegleitung: Schulbegleitungen und Förderkräfte können die Karten nutzen, um gezielte Unterstützung für einzelne Schüler:innen anzubieten. Elternarbeit: Einige Karten bieten praxisnahe Unterstützung für Eltern, um digitale Hilfsmittel im häuslichen Umfeld sinnvoll einzusetzen. Insgesamt stellt das Kartenset ein wertvolles Hilfsmittel dar, um Diklusion nicht nur im Unterricht, sondern auch in der Schulentwicklung nachhaltig zu verankern. Stärken und Besonderheiten der Karten Ein innovativer Ansatz zur Vermittlung der Idee von #Diklusion Die Idee, das Modell der Diklusion über ein Kartenset zu erklären, ist aus meiner Sicht ein hervorragender Ansatz. Während das Modell in der Fachliteratur häufig rein theoretisch dargestellt wird, bieten diese Karten eine praxisnahe und anschauliche Möglichkeit, sich mit den einzelnen Ebenen tiefgehend auseinanderzusetzen. Ich hatte bereits mehrfach die Gelegenheit, an Keynotes von Dr. Lea Schulz teilzunehmen, in denen sie das Modell anhand konkreter Beispiele erläuterte. Die Karten erinnerten mich stark an diese Fortbildungsveranstaltungen, da viele der dort vermittelten Beispiele und Hinweise nun strukturiert und greifbar aufbereitet wurden. Dies macht das Kartenset zu einer wertvollen Ressource, die das Konzept der Diklusion nicht nur theoretisch vermittelt, sondern es ermöglicht, die gewonnenen Erkenntnisse gezielt in der Praxis nachzuvollziehen und umzusetzen. Durchdachte Gestaltung und Strukturiertes Werkzeug zur Reflexion über Digitalität und Inklusion Die Karten sind nicht nur inhaltlich gut durchdacht, sondern auch gestalterisch überzeugend. Die farbliche Differenzierung hilft dabei, sich innerhalb des Modells zu orientieren und schnell zu erfassen, welche Aspekte einer bestimmten Ebene zugeordnet sind. Zwar konnte ich die Karten noch nicht im Kollegium oder in der Lehrkräftefortbildung testen, aber ich bin überzeugt, dass sie sich hervorragend dazu eignen, um Lehrkräfte an das Thema Diklusion heranzuführen und erste Impulse für eine digital-inklusive Unterrichtspraxis zu setzen. Insgesamt bieten die Karten eine wertvolle Unterstützung, um eine strukturierte Einordnung von Digitalität und Inklusion in Schule und Bildung vorzunehmen. Sie ermöglichen nicht nur eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern regen durch die unterschiedlichen Praxisbeispiele auch zur konkreten Umsetzung an. Gerade für Schulen, die sich auf den Weg machen, ihren Unterricht oder ihre gesamte Schulstruktur diklusiver zu gestalten, bieten die Karten eine anschauliche und praxisorientierte Unterstützung. Die Vielfalt an Beispielen auf den einzelnen Karten macht es leicht, sich schrittweise mit dem Thema auseinanderzusetzen und passende Ansätze für die eigene Praxis zu entwickeln. Grenzen und Übertragbarkeit der Karten Realistische Umsetzbarkeit: Die Karten bieten konkrete und praxistaugliche Ideen für eine digital-inklusive Unterrichtsgestaltung. Allerdings neigen Lehrkräfte dazu, sich zu fragen: „Was ist aber, wenn…?“ – also was passiert, wenn eine 1:1-Umsetzung aus organisatorischen, technischen oder pädagogischen Gründen nicht möglich ist? In solchen Fällen stoßen auch diese

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Blickwinkel, Fachwissen, Mindset, Perspektive,
Das Bild zeigt eine Tankstellenanzeige in popartähnlicher Gestaltung, die in großen Buchstaben die Worte "NIE WIEDER IST JETZT" anzeigt. Die Farbpalette besteht aus intensiven Cyan-, Pink- und Gelbtönen, die dem Bild eine dynamische und retro-futuristische Atmosphäre verleihen. Im Hintergrund sind Teile der Tankstelle sichtbar, darunter ein Dach mit gelben Streifen und eine Säule. Die Textbotschaft auf der Anzeige ist zentral und zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Der Himmel ist stilisiert und mit feinen, wellenartigen Mustern versehen, was das visuelle Interesse verstärkt.

Nie wieder ist jetzt!

Lesezeit: ca. 5 Minuten – Wörter: 1.173 Eigentlich verstehen wir unseren Blog bei bildungssprit primär als Bildungsblog. Unser Ziel ist es, Impulse für ein gerechtes, inklusives und reflektiertes sowie gleichzeitig zukunftsorientiertes und digitalaffines Bildungssystem zu setzen. Doch morgen jährt sich die Befreiung des Vernichtungslager Auschwitz und damit der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zum 80. Mal und leider können wir derzeit nicht sagen, wie der darauffolgende runde Jahrestag aussehen wird. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen, sowohl national als auch international, sehen wir uns in der Verantwortung, Stellung zu beziehen. Durch gezielt geschürte Angstszenarien versuchen rechtspopulistische Bewegungen, gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Sie konstruieren Bedrohungsnarrative gegen Migranten, Minderheiten und gegen demokratische Institutionen und über Jahrzehnte erarbeitete Grundverständnisse von Werten und Gemeinschaften. Diese Narrative bedrohen das Fundament unserer Demokratie. Wir können und wollen nicht schweigen, wenn rechtspopulistische Bewegungen die Grundwerte einer offenen Gesellschaft systematisch infrage stellen. Anlass für diesen Beitrag Derzeit bereite ich meine Klassenauf die Wahlen für den Bundestag und die Hamburger Bürgerschaft vor. Die Lernenden dürfen alle zum ersten Mal in ihrem Leben wählen gehen.  Eine Schülerin stellte mir im letzten Unterricht die Frage: „Was bedeutet Remigration?“ Ihr Gesicht, teilweise mit einem Kopftuch verdeckt, verriet mir, dass sie tiefes Interesse an der Beantwortung dieser Frage hatte. Dabei musste ich als Politiklehrkraft den Beutelsbacher Konsens im Blick behalten. Deshalb erklärte ich ihr das Konzept der Remigration anhand der Ideen des österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner [über diese Person]. um ihr die Ursprünge und Intentionen des Begriffs und den aktuellen Aufdrucken dieses Begriffes auf einigen Wahlplakaten kritisch und klar als das darzulegen, was sie sind, nämlich faschistisch.  Daraufhin sah ich etwas in den Augen meiner Schülerin, was ich in meinen mehr als zehn Jahren Tätigkeit als Lehrkraft noch nie gesehen habe und hoffe, es auch nie wieder sehen zu müssen. Ich sah Angst in den Augen meiner Schülerin. Angst um ihre Eltern, ihre Familie, ihre Freunde. Die Furcht in ihren Augen lässt mich auch Tage später nicht los und ist der Anlass dieses Beitrags! Wer wissen will, was mit dieser Ideologie verfolgt werden soll, kann hier eine kurze Zusammenfassung bekommen, wer darauf verzichten kann, lässt das Dropdown auch gerne einfach geschlossen. 😉 Nach der Ideologie von Martin Sellner und aller die ihm hierin zustimmen, würden solche Eltern systematisch ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden: Ihnen würden Arbeitserlaubnisse entzogen, Sozialleistungen gestrichen und ein Aufenthaltsrecht verwehrt, was sie de facto zur Ausreise zwingen soll. Die Tochter, mit der deutschen Staatsbürgerschaft ausgestattet, würde vor die Wahl gestellt, entweder vollständig zu “assimilieren” – was eine komplette Abkehr von der Herkunftskultur bedeutet – oder mit ihrer Familie das Land zu verlassen. Ziel von Remigration von Sellner ist eine ethnisch “homogene” Gesellschaft, in der Menschen ohne deutschen Hintergrund systematisch ausgegrenzt und zur Ausreise gedrängt werden, wobei die persönlichen Biografien, Lebenswege und individuellen Integrationsleistungen vollständig negiert werden. Nach der Ideologie von Martin Sellner und aller die ihm hierin zustimmen, würden solche Eltern systematisch ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden: Ihnen würden Arbeitserlaubnisse entzogen, Sozialleistungen gestrichen und ein Aufenthaltsrecht verwehrt, was sie de facto zur Ausreise zwingen soll. Die Tochter, mit der deutschen Staatsbürgerschaft ausgestattet, würde vor die Wahl gestellt, entweder vollständig zu “assimilieren” – was eine komplette Abkehr von der Herkunftskultur bedeutet – oder mit ihrer Familie das Land zu verlassen. Ziel von Remigration von Sellner ist eine ethnisch “homogene” Gesellschaft, in der Menschen ohne deutschen Hintergrund systematisch ausgegrenzt und zur Ausreise gedrängt werden, wobei die persönlichen Biografien, Lebenswege und individuellen Integrationsleistungen vollständig negiert werden. Ich bin zwar kein Zeitzeuge, aber… Ich bin geboren in der Nähe von Berlin, im heutigen Brandenburg. Meine ersten Lebensjahre wuchs ich also in der damals noch existierenden DDR auf. Sicherlich kann ich mich nicht an allzu viel erinnern, und niemand würde mich als Zeitzeugen bezeichnen. Doch durch das Verhalten meiner Eltern und ihre Antworten auf meine kindlichen Fragen sowie ihre Reaktionen auf Geschehnisse und alltägliche Situationen habe ich zumindest einen Eindruck davon gewonnen, was es bedeuten kann, in einer Diktatur zu leben.   Ihre vorsichtigen Erklärungen und die Resignation, die manchmal in ihren Stimmen mitschwang, prägten mein Verständnis dafür, wie sehr Freiheit, Demokratie und das Recht auf eine eigene Meinung keine Selbstverständlichkeit sind. Diese prägenden Erfahrungen haben mich gelehrt, wie wichtig es ist, die Demokratie nicht nur zu schätzen, sondern aktiv für sie einzutreten. Zudem sind sie ein entscheidender Faktor dafür, worum ich mich für Politik (Sozialwissenschaften) als eines meiner Unterrichtsfächer entschieden haben Handeln für eine gerechte Zukunft Wir stehen an einem historischen Wendepunkt, an dem die Grundwerte unserer offenen Gesellschaft nicht nur in abstrakten Diskussionen, sondern in der gelebten Wirklichkeit bedroht sind. Rechtspopulistische Ideologien, verkörpert durch Konzepte wie die Remigrationsideen von Martin Sellner, reihen sich ein in eine beunruhigende Kette von Angriffen auf Vielfalt, Gleichheit und Gerechtigkeit. In den Vereinigten Staaten etwa propagiert Donald Trump Pläne zur Abschaffung von Diversity-, Equity- und Inclusion-Programmen – Initiativen, die für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft unverzichtbar sind. Hinzu kommen diskriminierende Einwanderungserlasse und Bestrebungen zur Einschränkung von Bürgerrechten, die gezielt Menschen ausgrenzen, basierend auf ihrer Herkunft, Hautfarbe oder sexuellen Identität. Die anstehenden Wahlen zum Bundestag und zur Hamburger Bürgerschaft stehen bevor, und die Wahlplakate prägen bereits das Stadtbild. Besonders in Hamburg, der weltoffenen Metropole, die als „Tor zur Welt“ bekannt ist, wird die Bedeutung einer offenen und toleranten Gesellschaft deutlich. Es ist wichtig, dass wir nicht nur diese Werte schätzen, sondern sie auch aktiv vorleben. Gerade unseren Schülerinnen und Schülern müssen wir zeigen, dass wir alle in der Verantwortung stehen, für eine demokratische und solidarische Gemeinschaft einzutreten. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist ein fragiles Gut, das jeden Tag aufs Neue verteidigt und mit Leben gefüllt werden muss. Denn Gleichgültigkeit ist kein neutraler Zustand – sie ist der Nährboden, auf dem Extremismus gedeiht, die Einladung an all jene, die Spaltung und Hass säen wollen. Zivilcourage darf nicht als bloße Option betrachtet werden. Sie ist die Bürgerpflicht einer jeden freien Gesellschaft, das moralische Fundament, auf dem wir stehen. Ohne sie droht die Demokratie zu erodieren. Solidarität ist der Grundpfeiler, der unsere Gemeinschaft zusammenhält. Dabei kennt die Würde des Menschen keine Herkunftsgrenzen – sie

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Blickwinkel, Mindset
Das Bild zeigt eine Szene vor einem großen, klassisch gestalteten Schulgebäude mit Säulen und einer zentralen Treppe. Im Vordergrund stehen drei Personen, zwei junge Frauen und ein Mann, der ein Tablet in der Hand hält. Das Tablet zeigt einen digitalen Plan oder ein Diagramm. Die Szene ist in intensiven Neonfarben gehalten, mit einer dominanten Kombination aus Pink, Türkis und Gelb. Auf der Treppe des Gebäudes steht eine Person, die scheinbar eine Rede hält oder etwas präsentiert. Über dem Bild steht in großen Buchstaben der französische Schriftzug „L’École, c’est moi“, was „Die Schule, das bin ich“ bedeutet. Die Szenerie wirkt futuristisch und symbolisiert möglicherweise moderne Bildung und digitale Partizipation.

L’école, c’est moi – Rezension und Einblick in das neueste Buch von Philippe Wampfler

Lesezeit: ca.18 Minuten – Wörter: 4.678 Im Sommer letzten Jahres fragte Philippe Wampfler u.a. auf Bluesky, ob es interessierte Menschen gebe, die ihm bei der Durchsicht seines derzeit entstehenden Buches helfen könnte. Da ich seine Beiträge in den sozialen Netzwerken (#bluelz usw.) sehr schätze und das Buch das Thema Schüler:innen im Zentrum zeitgemäßen Unterrichts behandeln sollte, habe ich mich dafür bei ihm gemeldet. So durfte ich an den Kapiteln “Wissen, Kompetenzen und Entwicklung” und “Individualisierung und gerechte Chancen” ein wenig mitwirken. Ende des kürzlich abgelaufenen Jahres fragte Philippe dann nach interessierten Personen, die das ganze Werk im Zuge eine Buchrezension lesen und im Anschluss bewerten möchten. Auch hier meldete ich mich gerne und möchte nun nachfolgend meine Eindrücke und Meinungen zu dem Buch mit dem doch recht provokanten Titel darlegen. Die radikale Forderung nach einer Transformation der Schule in „L’école, c’est moi“ Philippe Wampfler setzt mit seinem Buch „L’école, c’est moi“ ein provokantes Zeichen: Der Titel, angelehnt an Louis XIV.s Ausspruch „L’état, c’est moi“, signalisiert eine radikale Neuausrichtung der Schule. Statt einer Institution, die von Lehrplänen und Autorität der Lehrkräfte geprägt ist, plädiert Philippe für eine Schule, die konsequent von den Bedürfnissen und Perspektiven der Lernenden ausgeht. Dabei stellt er eine zentrale These in den Mittelpunkt: Schulen müssen umgestaltet werden, um Schüler:innen wirklich ins Zentrum des Lernprozesses zu rücken. Der Titel des Buches ist subversiv gemeint. Er unterscheidet sich fundamental von der autoritären Deutung Louis XIV.s: Hier geht es nicht um Macht oder Kontrolle, sondern um Teilhabe. Der Satz „L’école, c’est moi“ ist als Ausdruck einer Haltung gedacht, die Lernenden Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumt. In einer idealen Schule wäre dieses Gefühl ein Grundrecht, kein Anspruch, den Lernende erst einfordern müssten. Diese Idee stellt eine klare Abkehr von traditionellen Konzepten dar, in denen Lehrende bestimmen und Lernende geformt werden. Schulen sollen dabei eine “Magnetwirkung” auf ihre Schüler:innen ausüben. Zudem sollten diese sich nicht an starren Vorgaben oder gesellschaftlichen Erwartungen orientieren, sondern an den Entwicklungsbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Dazu gehört auch, dass Lernprozesse von positiven Emotionen begleitet werden. Ein Unterricht, der Freude, Neugier und Stolz fördert, ist für nachhaltiges Lernen entscheidend. “Guter Unterricht kann sich nur entfalten, wenn gute Bedingungen geschaffen werden. Das ist eine politische Aufgabe. Lehrkräfte brauchen ausreichend Zeit und die passenden Qualifikationen, um Lernende fördern zu können. Schulen müssen attraktive, offene Orte sein, an denen es nicht darum geht, Schüler:innen effizient zu beschäftigen oder zu betreuen, sondern an denen sie individuell lernen können. Solange diese Bedingungen nicht vorhanden sind, sind viele Visionen für guten Unterricht Irrlichter. Wer 25 Stunden pro Woche 25 Schüler:innen in einem Raum beschäftigen muss, kann mit der Forderung, Vielfalt als Chance zu sehen oder demokratische Strukturen zu schaffen, wenig anfangen – weil das zusätzliche Belastungen sind.” Bildung als Aufgabe der ganzen Gesellschaft Philippe eröffnet sein Werk mit einem Blick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten zur Bildung in der Schweiz. Die Forderungen reichen von einer Abschaffung von Noten und mehr spielerischem Unterricht bis hin zu stärkerer Selektion und Fokussierung auf Grundkompetenzen. Diese Spannungsfelder sind Ausdruck einer breiten Unzufriedenheit. Schulen, so Wampfler, entsprechen nicht mehr den Erwartungen der Gesellschaft. Sein Buch versteht er als Gegenentwurf zu einseitiger Kritik: Er formuliert eine positive Vision, die Schüler:innen als Subjekte begreift, deren Bedürfnisse das Fundament von Unterricht und Schulorganisation bilden. Ein zentraler Aspekt des Buches ist die Reflexion über die notwendigen Bedingungen für die Realisierung dieser Vision. Gute Schulen benötigen politische Unterstützung, engagierte Lehrkräfte und räumliche Konzepte, die kreatives und individuelles Lernen ermöglichen. Philippe präsentiert konkrete Beispiele: von der individuellen Begrüßung durch Lehrkräfte bis hin zur Nutzung digitaler Plattformen für selbstgesteuerte Lernprozesse. Schulen ohne Gehorsam Im zweiten Teil der Einführung beschreibt Philippe zudem, dass die Transformation von Schule und Bildung politische, strukturelle und kulturelle Veränderungen erfordert. Gleichzeitig richtet er sich an die Lehrkräfte und Schulleitungen, die bereit sind, mit kleinen Schritten anzufangen. Schulen ohne Gehorsam – das ist ihn dabei keine Utopie, sondern eine Notwendigkeit. Nur so können sie zu Orten werden, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Verantwortung, Kreativität und Teilhabe fördern. “Die Orientierung an Prüfungen, traditionellen Lernformen und Übergängen hat die digitale Transformation so gebremst und zum Entgleisen gebracht, dass an Schulen nur das ankam, was in den Rahmen passt – nicht das, was ihn gesprengt hätte. Schulen sind Orte, an denen «thinking outside the box» gepredigt wird; gelebt wird aber Unterricht im engen Rahmen des Stundenplans und im Takt der Prüfungen.” Die Alternative zu einer Schule des Gehorsams ist für Wampfler eine Schule, die Verantwortung fördert – sowohl bei den Lehrenden als auch bei den Lernenden. Eine solche Schule würde: Kreativität und Eigeninitiative fördern: Raum schaffen, in dem Neues ausprobiert werden kann. Partizipation ermöglichen: Schüler:innen aktiv in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Lernerfahrungen statt Vorschriften in den Mittelpunkt stellen: Die individuellen Bedürfnisse und Stärken der Lernenden ernst nehmen. Bereits nach dem Gegenlesen der Kapitel 6 und 8 schrieb ich Philippe damals, dass ich begeistert war, zu lesen, dass es Menschen gibt, die die selben Werte in Bezug auf Schule und Unterricht haben. Kapitel 1: Lernkultur Im ersten von zehn Kapitel befasst sich Philippe Wampfler mit der Frage: Warum das Lernen der Schüler:innen im Mittelpunkt stehen muss. Hierfür beschreibt er, wie unterschiedlich die Anforderungen an den Unterricht sein können. Von außen gibt es klare Erwartungen, wie etwa, dass alle Schüler:innen bestimmte Fähigkeiten lernen sollen oder dass der Unterricht ruhig ablaufen muss. Gleichzeitig haben Lehrkräfte ihre eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten, wie sie unterrichten. Oft widersprechen sich diese Anforderungen, sodass nicht alles gleichzeitig erfüllt werden kann. Ein zentraler Punkt ist, dass der Unterricht sich mehr darauf konzentrieren sollte, wie Schüler:innen am besten lernen können. Es wird erklärt, dass Schüler:innen manchmal nur so tun, als ob sie lernen – sie schreiben zum Beispiel Hausaufgaben ab, weil sie dafür eine gute Note erwarten, aber wirklich lernen sie dabei nichts. Damit Lernen besser funktioniert, brauchen Schüler:innen eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlen, Vertrauen spüren und auf eine Weise lernen können, die zu ihnen passt.  Besonders interessant für mich in diesem Kapitel war die von Philippe dargestellten Bedingungen für erfolgreiche Lernprozesse durch das PERMA-Konzept.  Die PERMA-Elemente bieten einen

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Blickwinkel, Erfahrungsaustausch, Fachwissen, Mindset, Unterricht,
Eine digitale Illustration zeigt die Silhouette einer Person, die mittig vor einem strahlenden, farbenfrohen Lichtspektakel steht. Das Licht erstreckt sich wie ein Pfauenrad aus leuchtenden Linien und Mustern in Blau, Rot, Grün und Gelb, die sich symmetrisch nach außen entfalten. Die Person wirkt ruhig und fokussiert, mit dem Rücken zum Betrachter. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Erhabenheit und Inspiration, als ob die Person von Energie oder Wissen umgeben ist.

(Rück-)Besinnung: Was wirklich zählt in der Bildung – #Edublogparade Nr.9

Seit dem Beginn des aktuellen Schuljahres blogge ich und erhalten ab und an sogar eine positive Rückmeldung dafür. Das ist für mich nun der Ansporn, das erste Mal bei der #Blogparade, ausgerufen von Susanne Posselt, mitzumachen. Passend zur Vorweihnachtszeit darf es also um das Thema (Rück-)Besinnung gehen. 

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Blickwinkel, Mindset, Perspektive,
Eine futuristische Illustration zeigt eine geschwungene, leuchtende Straße, die durch eine virtuelle Landschaft führt. Die Straße ist in Neonfarben wie Pink, Blau und Gelb beleuchtet und mit Symbolen und digitalen Markierungen versehen. Auf der Straße gehen Menschen, teils in moderner Kleidung, teils als holografische Figuren dargestellt. Im Hintergrund sind digitale Displays und Hologramme zu sehen, die Daten, Grafiken und futuristische Interfaces darstellen. Die Umgebung ist dunkel und erinnert an eine Stadt bei Nacht, wobei die leuchtenden Farben der Straße und Hologramme im Kontrast zur Dunkelheit stehen. Das Bild vermittelt eine Vision von Technologie und menschlicher Interaktion in einer digitalen Zukunft.

Berufliche Orientierung für Jugendliche in prekären Lebenswelten mit Bezug zur SINUS-Jugendstudie 2024

Lesezeit: ca. 5 Minuten – Wörter: 1.257 Die berufliche Orientierung stellt einen entscheidenden Schritt im Leben junger Menschen dar. Insbesondere in einer komplexen und sich verändernden Welt sind Lehrkräfte und Bildungsakteure gefragt, Jugendliche auf diesem Weg gezielt zu unterstützen. Die SINUS-Jugendstudie 2024 bietet wertvolle Einblicke in die Lebenswelten von 14- bis 17-Jährigen in Deutschland und zeigt, welche Faktoren die berufliche Orientierung besonders beeinflussen – unter anderem bei Jugendlichen aus prekären Familienverhältnissen, auf welche hier ein besonderes Augenmerk gelegt werden soll. Dabei werden wir in diesem Artikel die wichtigsten Erkenntnisse der SINUS-Jugendstudie 2024 zusammenfassen und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte zur beruflichen Orientierung geben. Vorstellung der SINUS-Jugendstudie 2024 Die SINUS-Jugendstudie untersucht seit 2008 im Vierjahresrhythmus die Lebenswelten von Jugendlichen in Deutschland. Ziel der Studie „Wie ticken Jugendliche? 2024“ ist es, die Werte, Interessen und Einstellungen der 14- bis 17-Jährigen zu erfassen und die soziokulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebenswelten herauszuarbeiten. Dabei werden die Jugendlichen in sieben unterschiedliche Lebenswelten eingeteilt, die verschiedene soziale Milieus und Lebensstile repräsentieren. Ein besonderer Fokus liegt für uns auf Jugendlichen in prekären Verhältnissen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Jugendlichen trotz vielfältiger Krisen – wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, Inflation und Klimakrise – einen gedämpften Optimismus bewahren. Gleichzeitig nehmen sie strukturelle Ungleichheiten, Geschlechterstereotype und mangelnde Chancengleichheit als belastende Faktoren wahr. Diese Aspekte spiegeln sich besonders bei Jugendlichen aus prekären Lebenswelten wider, die vor großen Herausforderungen stehen, sei es im schulischen Kontext oder bei der beruflichen Orientierung.  Viele dieser Jugendlichen erleben die gesellschaftlichen Krisen intensiver, da ihre sozialen und wirtschaftlichen Umstände ihnen oft weniger Stabilität bieten. Besonders stark ausgeprägt sind die Wahrnehmungen von Ungleichheit im Bildungssystem sowie die daraus resultierenden Resignationstendenzen. Diese Jugendlichen haben seltener positive Rollenvorbilder und weniger Zugang zu Ressourcen, die sie für ihre berufliche Entwicklung benötigen. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass viele von ihnen eine bemerkenswerte Resilienz aufweisen, die sich unter anderem in einem trotzigen Optimismus äußert, mit dem sie versuchen, ihre Situation zu verbessern. Dennoch wird deutlich, dass Unterstützung durch externe Akteure – wie Lehrkräfte und Bildungsinstitutionen – unerlässlich ist, um diesen Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen und ihre Chancen zu verbessern. Rollenbilder und ihre Auswirkungen auf die berufliche Orientierung Die SINUS-Jugendstudie 2024 verdeutlicht, dass fast alle Jugendlichen das Fortbestehen von Geschlechterstereotypen wahrnehmen. Diese Rollenzuschreibungen sind tief in den Köpfen der Jugendlichen verankert und variieren je nach Geschlecht – etwa die Vorstellung des „starken Mannes“ oder der „fürsorglichen Frau“. Besonders in bildungsfernen Lebenswelten, wie bei den „Prekären“ und „Konsum-Materialisten“, fehlen differenzierte Auseinandersetzungen mit Geschlechterrollen, und traditionelle Klischees werden oft reproduziert. Diese Stereotype können die Berufswahl erheblich einschränken. Jugendliche neigen dazu, Berufe zu wählen, die den traditionellen Rollenbildern entsprechen, und übersehen dabei möglicherweise andere Karrieremöglichkeiten, die besser zu ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten passen. Lehrkräfte sollten daher Unterrichtseinheiten und Workshops anbieten, die Geschlechterstereotype thematisieren und kritisch hinterfragen. Diese Sensibilisierung fördert ein Bewusstsein für die Vielfalt der Berufswelt und ermutigt Jugendliche, unkonventionelle Berufswege in Betracht zu ziehen. Durch die Vorstellung von Berufstätigen, die in „untypischen“ Rollen arbeiten (wie weibliche Ingenieurinnen oder männliche Erzieher), können die Jugendlichen inspirierende Vorbilder kennenlernen und ihr Berufswahlspektrum erweitern. Der Lernort Schule als Schlüssel zur Chancengleichheit Die SINUS-Jugendstudie zeigt zudem, dass zwei Drittel der befragten Jugendlichen glauben, dass es in Deutschland keine gleichen Bildungschancen für alle gibt. Besonders Jugendliche aus prekären Verhältnissen fühlen sich benachteiligt. Sie begründen dies mit mangelnder familiärer Unterstützung, Einkommensungleichheit und einer unterschiedlichen Behandlung durch Lehrkräfte. Diese ungleichen Bildungschancen führen oft zu einem Gefühl der Resignation. Wenn Jugendliche das Gefühl haben, dass ihnen aufgrund ihrer sozialen Herkunft weniger Möglichkeiten offenstehen, sinkt die Motivation, sich intensiv mit der eigenen beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Lehrkräfte können hier durch individuelle Förderung entgegenwirken. Sie sollten gezielt auf die Bedürfnisse einzelner Schülerinnen und Schüler eingehen, um ihre Potenziale bestmöglich zu fördern. Persönliche Beratungsgespräche und individuelle Lernpläne können dazu beitragen, spezifische Herausforderungen zu identifizieren und zu bewältigen.  Zudem sollten Lehrkräfte Jugendliche über alle verfügbaren Bildungs- und Berufswege informieren, inklusive Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote. Transparente Informationen helfen, Informationsdefizite abzubauen und Perspektiven zu schaffen. Spezifische Herausforderungen für Jugendliche in prekären Lebenswelten Die Studie verdeutlicht, dass Schulabsentismus bei Jugendlichen in prekären Lebenslagen weitverbreitet ist. Viele dieser Jugendlichen berichten zudem von Versagensängsten und einem Gefühl der Überforderung, das sie an ihrer schulischen Leistungsfähigkeit zweifeln lässt. Besonders die fehlende Unterstützung aus dem familiären Umfeld und der eingeschränkte Zugang zu außerschulischen Förderangeboten verstärken diese Problemlagen. Lehrkräfte sollten bei Anzeichen von Überforderung oder Schulabsentismus frühzeitig intervenieren und das Gespräch mit den betroffenen Jugendlichen suchen. Es ist entscheidend, individuelle Unterstützung anzubieten und gezielt auf die Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen. Angebote wie Nachhilfe, Lernwerkstätten oder psychologische Beratung können helfen, Herausforderungen zu bewältigen. Durch die Kooperation mit sozialen Einrichtungen, Vereinen oder Mentoring-Programmen kann zudem ein Unterstützungsnetzwerk geschaffen werden, das Jugendlichen auch außerhalb der Schule zur Seite steht. Bedeutung von Vorbildern und positiver Unterstützung Die Jugendstudie hebt hervor, dass für viele Jugendliche Familienmitglieder, insbesondere die Mutter, die wichtigsten Vorbilder sind. Dies zeigt die zentrale Rolle von positiven Bezugspersonen für die Entwicklung und berufliche Orientierung der Jugendlichen. Für Jugendliche, denen solche positiven Vorbilder im persönlichen Umfeld fehlen, ist eine Unterstützung von außen umso wichtiger, um Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und berufliche Ziele zu formulieren. Lehrkräfte sollten Mentoring-Programme ins Leben rufen, bei denen ältere Schülerinnen und Schüler oder externe Mentorinnen und Mentoren den Jugendlichen beratend zur Seite stehen. Diese Programme können dabei helfen, fehlende Vorbilder zu ersetzen und jungen Menschen Orientierung zu bieten. Mentoring-Programme können auch durch umliegende Betriebe als Kooperation eingeführt werden. Durch eine mögliche Einbindung in berufliche Abläufe und Strukturen kann zudem ein Praxisbezug und eine berufliche Orientierung stattfinden. Zudem sollten Lehrkräfte stets darauf bedacht sein, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu stärken. Durch positive Rückmeldungen, das Hervorheben von Stärken und das Ermöglichen von Erfolgserlebnissen im schulischen Kontext können Jugendliche ermutigt werden, sich neue berufliche Ziele zu setzen und diese selbstbewusst zu verfolgen. Bedeutung der Lebenswelten für die berufliche Orientierung Ebenfalls ist mit Hilfe der Studie zu sehen, dass die jugendliche Generation in ihren Werten und Lebensstilen sehr heterogen ist. Besonders Jugendliche aus prekären Lebenswelten haben andere Bedürfnisse und Herausforderungen als solche aus stabileren

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Berufsorientierung, Blickwinkel, Fachwissen,
Eine stilisierte Illustration eines jungen Mannes mit nachdenklichem Gesichtsausdruck, der die Arme verschränkt. Um ihn schlingen sich zwei holografische Arme, die eine schützende Umarmung andeuten. Der Hintergrund zeigt digitale Elemente und Linien, die an eine virtuelle oder technologische Umgebung erinnern. Die Farben sind intensiv und kontrastreich, mit dominanten Tönen in Pink, Grün und Türkis, was dem Bild eine futuristische und emotionale Atmosphäre verleiht.

Wenn KI-Freunde zur Gefahr werden – Wie Lehrkräfte Jugendliche auf eine Welt mit KI bestmöglich vorbereiten können

Lesezeit: ca. 10 Minuten – Wörter: 2.274 Anfang der letzten Woche las ich auf Bluesky einen Post von Cornelia Stenschke, die auf einen Artikel des BR über einen Jugendlichen aus den USA, welcher  Trost und Liebe in einem Chatbot fand– und sich das Leben nahm.  Umgehend musste ich an den Film “her” denken, welcher sich vor elf Jahren für mich im Kino noch als “Science Fiction” anfühlte, scheint heute – in Zeiten von ChatGPT und Co. – anscheinend mehr als real zu sein. Der Post ist nun für mich ein Anlass, über das Thema KI zu sprechen, genauer gesagt, wie Kinder und Jugendliche damit in Kontakt kommen und wie wir als Lehrkräfte diese auf eine Welt mit KI bestmöglich vorbereiten können. Mit Hilfe von ChatGPT habe ich mich tiefergehend in das Thema eingearbeitet und gleichzeitig den nachfolgenden Blogbeitrag erstellt. Science fiction could be now Der Film “Her” von Spike Jonze aus dem Jahr 2013 erzählt die Geschichte von Theodore Twombly, einem introvertierten Mann, der in einer nahen Zukunft lebt. Er entwickelt eine romantische Beziehung zu einem intelligenten Betriebssystem namens Samantha1. Diese fiktive Darstellung einer tiefen emotionalen Bindung zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz wirft Fragen auf, die heute aktueller sind denn je. Mit der rasanten Entwicklung von KI-Technologien und der zunehmenden Verbreitung von KI-Chatbots, die als virtuelle Freunde oder Gesprächspartner fungieren, nähern wir uns einem Szenario, das dem im Film dargestellten immer ähnlicher wird. Jugendliche interagieren zunehmend mit KI-Freunden, die ihnen Gesellschaft leisten und auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen. Aktuelle Vorfälle zeigen jedoch, dass diese Technologie nicht nur faszinierend, sondern auch gefährlich sein kann. In den USA baute ein 14-jähriger Junge namens Sewell Setzer III eine intensive Beziehung zu einem KI-Chatbot auf der Plattform Character.AI auf2. Trotz der Äußerung suizidaler Gedanken erhielt er keine angemessene Unterstützung vom Chatbot, was letztlich zu seinem tragischen Suizid führte. Ein ähnlicher Fall ereignete sich in Belgien, wo ein Mann nach intensiven Gesprächen mit dem KI-Chatbot Eliza Suizid beging3. Diese Ereignisse verdeutlichen die potenziellen Gefahren, die von KI-Chatbots ausgehen können, insbesondere wenn sie von Jugendlichen genutzt werden. Diese Entwicklungen werfen dringende Fragen auf: Wie können Lehrkräfte Jugendliche auf die Risiken vorbereiten, die mit der emotionalen Bindung an KI einhergehen? Welche pädagogischen Ansätze sind notwendig, um einen verantwortungsvollen Umgang mit KI zu fördern? Die vorliegende Ausarbeitung zielt darauf ab, Strategien und Methoden aufzuzeigen, wie Lehrkräfte Jugendliche bestmöglich auf eine Welt mit KI vorbereiten können. Die Faszination von KI-Freunden Der Film “Her” dient als Spiegel der modernen Gesellschaft und zeigt eindrucksvoll, wie künstliche Intelligenz tiefe emotionale Bedürfnisse erfüllen kann. Theodore Twombly findet in Samantha nicht nur eine digitale Assistentin, sondern eine Vertraute, die ihn versteht und ihm das Gefühl von Nähe und Geborgenheit gibt. Diese Beziehung verdeutlicht die Anziehungskraft, die KI auf Menschen ausüben kann, insbesondere wenn sie personalisiert und empathisch erscheint. Heutzutage ermöglichen KI-Chatbots wie Character.AI, Replika oder Chai genau solche personalisierten Interaktionen. Diese Plattformen nutzen fortschrittliche Algorithmen des maschinellen Lernens und der natürlichen Sprachverarbeitung, um menschliche Gespräche zu simulieren und sich an die individuellen Vorlieben der Nutzer anzupassen. Character.AI erlaubt es beispielsweise, eigene Chatbots zu erstellen und nach eigenen Vorstellungen zu gestalten4. Replika wirbt damit, ein stets verfügbarer Freund zu sein, der zuhört und unterstützt. Für Jugendliche, die sich in einer Phase der Identitätsfindung befinden und nach Verständnis, Anerkennung und sozialer Interaktion suchen, ist die Anziehungskraft solcher Technologien besonders groß. Die Möglichkeit, KI-Charaktere individuell zu gestalten, verstärkt die emotionale Bindung und vermittelt ein Gefühl von Kontrolle und Verständnis. Doch diese Faszination birgt Risiken. Wie im Film “Her” können sich Nutzer zu sehr auf die Beziehung zur KI verlassen und reale soziale Kontakte vernachlässigen. Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt verschwimmen, was die sozialen Fähigkeiten beeinträchtigen und zu Isolation führen kann. Interaktionsmöglichkeiten von Jugendlichen mit KI Die Interaktionsmöglichkeiten von Jugendlichen mit KI sind vielfältig und erstrecken sich über verschiedene Lebensbereiche. Im Bereich der sozialen Medien nutzen Plattformen wie Snapchat, Instagram und TikTok KI-Technologien, um personalisierte Feeds zu erstellen und virtuelle Freunde anzubieten5. Snapchat hat beispielsweise mit My AI einen KI-Chatbot integriert, der als persönlicher Begleiter fungiert. Diese KI-Avatare können die Illusion echter sozialer Interaktionen erzeugen und Jugendliche in eine Echokammer ihrer eigenen Interessen und Ansichten führen. Dies kann dazu führen, dass andere Perspektiven oder Inhalte, die außerhalb ihrer Interessen liegen, gemieden werden. In der Bildung finden KI-Tools wie ChatGPT zunehmend Anwendung6. Sie bieten schnelle Antworten und individuelle Unterstützung bei Hausaufgaben und Projekten. Während dies den Zugang zu Informationen erleichtert und individuelles Lernen fördern kann, besteht die Gefahr, dass kritisches Denken und eigenständiges Lernen vernachlässigt werden. Schüler könnten dazu verleitet werden, die Antworten der KI unreflektiert zu übernehmen, ohne die Informationen zu hinterfragen oder zu verifizieren. Im Bereich der Unterhaltung bauen Jugendliche emotionale Bindungen zu KI-generierten Inhalten und Charakteren auf. Im Online-Gaming bieten personalisierte NPCs (Non-Player Characters) und Bots, die das Spielerlebnis intensivieren und eine tiefe Identifikation ermöglichen. Dies kann die Entwicklung sozialer Fähigkeiten beeinflussen und dazu führen, dass Jugendliche mehr Zeit in virtuellen Welten verbringen als in der realen. Tiefergehend können das Spielverhalten beeinflussen. Jugendliche könnten Schwierigkeiten haben, zwischen virtuellen und realen Interaktionen zu unterscheiden, was Auswirkungen auf ihr Verhalten im echten Leben haben kann. Die Gefahr besteht, dass reale soziale Kontakte vernachlässigt werden und eine Abhängigkeit vom Spiel entsteht. Potenzielle Gefahren durch die Nutzung von KI-Freunden Die Nutzung von KI-Freunden birgt erhebliche Risiken, die nicht unterschätzt werden dürfen. Eine der Gefahren besteht in der Verbreitung von Fehlinformationen und Manipulation. KI kann falsche oder irreführende Inhalte liefern, die für Jugendliche schwer zu erkennen sind7. Durch personalisierte Algorithmen werden Nutzer in ihren bestehenden Ansichten bestätigt, ohne andere Perspektiven zu bieten. Dies fördert Echokammern und kann zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führen. Jugendliche könnten dadurch anfälliger für Manipulation und einseitige Sichtweisen werden. Ein weiteres Risiko sind die Datenschutzbedenken. Viele KI-Plattformen erheben sensible persönliche Daten, oft ohne ausreichende Transparenz8. Die Anpassung von KI-Charakteren erfordert häufig den Zugang zu persönlichen Informationen, was das Risiko erhöht, dass sensible Daten gespeichert oder weitergegeben werden. Ohne klare Datenschutzrichtlinien könnten diese Daten für Dritte zugänglich sein oder für gezielte Werbung genutzt werden. Unzureichender

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Blickwinkel, Fachwissen, KI, Unterricht
Stilisierter Baum des Lebens auf nächtlichem Hintergrund. Der Baum hat eine runde, bunte Krone mit vielen leuchtenden Kugeln, die verschiedene Symbole enthalten. Von den Ästen hängen Lichtfäden herab. Am Fuß des Baumes stehen kleine menschliche Silhouetten. Das Bild strahlt Magie und Verbundenheit aus.

Universelle Dateiformate als konsequenter Schritt bei der digitalen Barrierefreiheit

Lesezeit: ca. 3 Minuten – Wörter: 661 Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Inhalte und Technologien von allen Menschen gleichermaßen genutzt werden können, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder den technischen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen (siehe Abteilung DG des Bundesministeriums des Innern und für Heimat). Dies umfasst nicht nur Menschen mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, sondern betrifft auch Personen aus sozioökonomisch schwächeren Haushalten. Eine wirklich barrierefreie digitale Umgebung muss also sicherstellen, dass niemand aufgrund von technischen oder finanziellen Hürden vom Zugang zu Informationen und Lerninhalten ausgeschlossen wird. In der Bildung zeigt sich diese Herausforderung besonders deutlich. Viele Lernende verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um teure Geräte wie Apple-Produkte oder kostenpflichtige Software wie Microsoft Office zu nutzen. Diese Ungleichheit erschwert es ihnen, an digitalen Bildungsangeboten teilzunehmen und auf die gleichen Materialien wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zuzugreifen. Und auch wenn Schule durch das Bereitstellung von Hard- und Software hier einen Ausgleich schaffen kann, stehen Geräte und Programme mit Verlassen der Schule den jungen Menschen nicht mehr zur Verfügung. Um dieser digitalen Kluft entgegenzuwirken, bieten universelle Dateiformate und Open-Source-Programme, die diese unterstützen, eine vielversprechende Lösung. Offene Formate wie ODT, ODP oder PDF können auf nahezu allen Geräten verwendet werden, unabhängig vom Betriebssystem. Gleichzeitig ermöglichen kostenlose Open-Source-Programme wie LibreOffice oder OnlyOffice den Lernenden, diese Formate zu erstellen und zu bearbeiten, ohne auf teure Lizenzen angewiesen zu sein. Dadurch schaffen wir eine Lernumgebung, die für alle zugänglich ist und eine gerechtere Teilhabe an Bildung ermöglicht. Universelle Dateiformate Diese Formate sind kompatibel mit einer Vielzahl von Programmen, die auf unterschiedlichen Endgeräten laufen, wie Windows-PCs, iPads und Android-Smartphones: ODT (OpenDocument Text): Für Textdokumente wie Arbeitsblätter und Aufsätze. ODS (OpenDocument Spreadsheet): Für Tabellenkalkulationen, beispielsweise für Notenlisten oder statistische Auswertungen. ODP (OpenDocument Presentation): Für Präsentationen und Vorträge. PDF: Für Dokumente, die nicht verändert werden sollen, wie Informationsbroschüren oder offizielle Mitteilungen. TXT: Für einfache Textdateien ohne Formatierung. Pädagogische Argumente Die Verwendung offener Dateiformate fördert die Chancengleichheit im Bildungszugang. Alle Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund, können die gleichen Materialien nutzen und bearbeiten, ohne dass zusätzliche Kosten für Software anfallen. Dies unterstützt das Prinzip der Inklusion und ermöglicht eine gerechte Bildung. Medienpädagogische Argumente Durch die Nutzung offener Formate werden Schülerinnen und Schüler dazu ermutigt, sich mit verschiedenen Softwarelösungen auseinanderzusetzen und ihre Medienkompetenz zu stärken. Sie lernen, wie man Dokumente in verschiedenen Formaten erstellt, bearbeitet und teilt, was eine wichtige Fähigkeit in unserer zunehmend vernetzten Welt darstellt. Technische Argumente Offene Dateiformate sind plattformunabhängig und ermöglichen eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Betriebssystemen und Geräten. Sie sind zukunftssicher, da sie auf offenen Standards basieren und nicht von den Geschäftsentscheidungen einzelner Softwareanbieter abhängen. Zudem bieten sie eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, was sie ideal für den Bildungsbereich macht, wo die Anforderungen ständig wechseln können. Fazit Wenn Barrierefreiheit konsequent gedacht werden soll, dann gehören auch offene Dateiformate dazu! Eine digitale Umgebung kann nur dann als barrierefrei gelten, wenn alle Lernenden – unabhängig von ihren technischen und finanziellen Möglichkeiten – gleichermaßen auf Materialien zugreifen und diese nutzen können. Offene Dateiformate gewährleisten diese Zugänglichkeit, da sie plattformunabhängig sind und keine teuren Softwarelizenzen erfordern. Die Entscheidung für offene Dateiformate und Open-Source-Programme ist zudem ein wichtiges Gegengewicht zur wachsenden Marktdominanz großer Techfirmen wie Apple, die zunehmend den Bildungssektor beeinflussen (siehe: Beitrag von correctiv.org vom Feb.22). Durch ihre Geschäftsstrategien und die Verbreitung proprietärer Produkte wird eine Abhängigkeit geschaffen, die Bildungseinrichtungen und Lernende vor finanzielle Herausforderungen stellt und gleichzeitig das Konsumverhalten junger Menschen beeinflusst. Und auch auf politischer Ebene wird die Debatte über Open-Source-Lizenzen lauter, da der Bund massiv unter den hohen Lizenzkosten für Software wie Microsoft Office leidet (siehe: heise online vom Jun24). Offene Formate und Software bieten eine nachhaltige, zukunftssichere Alternative, die sowohl finanzielle Entlastung schafft als auch die digitale Souveränität stärkt. Ein solcher Schritt würde nicht nur zu einer gerechteren Bildung beitragen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Unabhängigkeit von großen Softwareanbietern leisten. Disskusionsanstoß Welche Geräte und Software-Lizenzen wurden bei Euch an der Schule eingeführt? Wurde dabei auch über universelle Dateiformate diskutiert? Wie bewertet Ihr die zunehmende Präsenz großer Techfirmen im Bildungsbereich? Seht ihr darin eher Chancen oder Risiken für die Chancengleichheit Eurer Schülerinnen und Schüler? Wie steht Ihr persönlich zu dem Thema “universelle Dateiformate”?

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Blickwinkel, Mindset,
Frau steht in einem Klassenzimmer und blickt auf einen butnenStrudel an Kreisen und Symbolen

KI-Paradoxien by Joscha Falck – eine bildhafte Ergänzung by bildungssprit

Lesezeit: ca. 3 Minuten – Wörter: 746 Anfang des Monats hat Joscha Falck einen interessanten Beitrag auf seinem Blog (und dem Blog von fiete.ai) veröffentlicht. Hier befasst er sich mit Widersprüchen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Schule. Er beschreibt paradoxe Effekte, welche oft zwischen  den Erwartungen von Lehrkräften und einer KI als Werkzeug entstehen. Ausgehend von Falks Blogartikel zur Nutzung von Sprachbildern, um abstrakte Konzepte inspirierender darzustellen und der Rücksprache mit Joscha selbst, möchte ich nachfolgend mit Hilfe von Sprachbildern die von Joscha aufgezeigten neun schulbezogenen KI-Paradoxien aus einer bildhaften Betrachtungsweise ergänzen. KI-Paradoxien in Bildhafter Sprache gedacht 1. Entlastungsparadoxon: Die KI wird für Lehrkräfte oft als Werkzeug der Entlastung gepriesen, doch der steile Weg zur Implementierung gleicht einem Berg, der erst erklommen werden muss. Sobald die Spitze erreicht ist, zeigt sich die flache Ebene, die die eigentliche Entlastung darstellt – aber erst nach der anfänglichen Mühsal. 2. Kompetenzparadoxon: Die KI ist wie eine verschlossene Tür, die ihren Schlüssel erst nach dem Öffnen preisgibt. Lehrkräfte benötigen bereits Kompetenzen, um die KI zu nutzen, obwohl sie genau diese erst durch die Nutzung der KI erlangen könnten – ein paradoxes Rätsel, bei dem der Zugang erst mit der Beherrschung einhergeht. 3. Kooperationsparadoxon: Wenn Lehrkräfte und KI zusammenarbeiten, rudern sie nicht immer in dieselbe Richtung. Wie in einem Boot, in dem jeder Ruderer eine andere Richtung einschlägt, so führt mangelnde Abstimmung zu einem paradoxen Widerspruch: Fortschritt wird blockiert, obwohl alle am selben Ziel arbeiten. 4. Transparenzparadoxon: Die Entscheidungen und Prozesse der KI scheinen wie ein Spiegel, der nur einen Teil des Bildes reflektiert. Lehrkräfte können nicht immer erkennen, wie die KI zu ihren Ergebnissen gelangt, und bleiben im Dunkeln über die verborgenen Mechanismen, die die Entscheidungen beeinflussen. 5. Motivationsparadoxon: Die Nutzung der KI in der Bildung gleicht einer endlosen Treppe. Lehrkräfte steigen immer weiter hinauf, in der Hoffnung, das Ziel der Effizienz und Verbesserung zu erreichen, doch das Ende bleibt unerreichbar und der Aufstieg mühsam. Trotz Fortschritt scheint das Ziel in weiter Ferne. 6. Personalisierungsparadoxon: Die KI verspricht, Lehrkräfte durch personalisierte Lernangebote zu unterstützen, doch diese passen sich erst an, wenn sie über Zeit genutzt werden. Wie ein Anzug, der sich erst beim Tragen an die Körperform anpasst, entfaltet die KI ihre volle Wirkung erst nach intensiver Nutzung und Anpassung. 7. Autonomieparadoxon: Der Roboterarm der KI scheint autonom zu handeln, doch er steht still, bis Lehrkräfte ihm die Richtung weisen. Dieses Paradoxon zeigt, dass die scheinbare Unabhängigkeit der KI trügerisch ist – sie braucht menschliche Führung, um sinnvoll agieren zu können. 8. Verantwortungsparadoxon: Wie ein Flugzeug, das ohne Piloten fliegt, aber von seinen Passagieren gesteuert werden muss, übernimmt die KI viele Entscheidungen, doch die Verantwortung bleibt bei den Lehrkräften. Dieses Paradoxon verdeutlicht die Unsicherheit darüber, wer letztlich die Kontrolle trägt. 9. Zukunftsparadoxon: Die KI bietet Lehrkräften einen Blick in die Zukunft, doch dieser Blick ist fragmentiert, wie eine Glaskugel, die nur Bruchstücke zeigt. Die KI kann keine vollständigen Vorhersagen treffen, sondern nur einzelne Fragmente der möglichen Entwicklungen offenbaren, was zu Unsicherheit führt. Fazit Joscha bezeichnet seine vorgestellten Widersprüche am Ende seines Beitrags als ein Call to Action. Er spricht sich dafür aus, dass auf allen Ebenen des Bildungssystems Bewegung entstehen muss, um Antworten auf die KI-bezogenen Entwicklungen zu finden.  Auch wir von bildungssprit.de sind der Auffassung, dass sowohl KI als auch die hier beschriebenen Paradoxa für Lehrkräfte nicht verschwinden werden, sondern den Bildungsalltag stark beeinflussen werden. Aus diesem Grund sind wir – wie Joscha – der Meinung, sich aktiv mit diesen und anderen auftretenden Phänomenen aktiv als Lehrkraft auseinander zu setzen, um sie bestmöglich verstehen und auch effektiv nutzen zu können.  Disskusionsanstoß Wie steht ihr zu den genannten Widersprüchen im Bereich Lehren und KI? Was sagt Ihr zu unserer Erweiterung, jedes Paradoxon auch als Bildhafte Sprache zu denken? Hat es Euch vielleicht geholfen, die von Joscha Falck verdeutlichten Widersprüche nochmal besser zu verstehen?

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Blickwinkel, Erfahrungsaustausch, KI,

Dringender Weckruf für die politische Bildung an beruflichen Schulen in Hamburg

Lesezeit: ca. 3 Minuten – Wörter: 626 Seit über zehn Jahren unterrichte u.a. das Fach “Wirtschaft und Gesellschaft” in der Berufsschule im Bundesland Hamburg. Die Schülerinnen und Schüler kennen das Fach unter dem Namen “Politik“. Innerhalb dieser Dekade ist die Anzahl der Unterrichtsstunden, in der ich die jeweilige Berufsschulklasse politisch bilden durfte, immer weiter gesunken. Dies führt nun schon seit mehreren Jahren zu Unmut, sowohl bei mir, meiner Fachschaft oder den mir bekannten Kolleginnen und Kollegen, die dieses Fach – unter welchem Titel im jeweiligen Stundenplan auch immer – unterrichten. Dass die Demokratiebildung in deutschen Schulen auf wackligen Beinen steht, verdeutlicht die jüngste Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz. So heißt es dort sehr eindringlich: „Schule hat einen besonderen Auftrag für Demokratiebildung, denn sie ist die einzige Institution, die alle Kinder und Jugendlichen erreicht. In den Fächern Politik und Geschichte können die Grundlagen gelegt werden, damit Kinder und Jugendliche sich fundiert mit politischen Prozessen und gesellschaftlichen Konflikten auseinandersetzen können.“ Die SWK betont dabei die Notwendigkeit sofortiger und langfristiger Maßnahmen. Handreichungen und Fortbildungen sollen Lehrkräfte umgehend unterstützen, während die Lehrpläne mittelfristig Politik und Geschichte stärker verankern sollen. Eine demokratische Schulkultur muss fächerübergreifend integriert und die Lehrkräfteausbildung intensiviert werden. zur Stellungnahme zur Demokratiebildung: SWK empfiehlt Stärkung der Fächer Politik und Geschichte Liest man sich die sieben Empfehlungen der SWK durch, fällt vor allem bei der zweiten Empfehlung auf, dass die Berufliche Bildung an dieser Stelle gar nicht berücksichtigt wurde.  Das ist aus meiner Sicht allein schon deshalb alarmierend, weil es nicht wenige junge Menschen gibt, die zum ersten Mal in der Zeit an einer Wahl teilnehmen  dürfen, wenn sie gleichzeitig eine Berufsschule besuchen.   Lage an den Hamburger Berufsschulen: Besonders drastisch zeigt sich die Vernachlässigung der politischen Bildung an beruflichen Schulen in Hamburg. Dies zeigt das “4. Ranking Politische Bildung” von 2020.  Es wird lediglich eine halbe Stunde pro Woche für politische Bildung angesetzt, was im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich zurückliegt. Das geringe Zeitkontingent ist angesichts der wichtigen Rolle der Berufsschule in der politischen Sozialisation junger Menschen nicht akzeptabel. Wichtigkeit der politischen Bildung: an beruflichen Schulen Besonders an beruflichen Schulen, mit einer heterogen Schülerschaft, bietet der Politikunterricht eine wichtige Plattform für Diskussion und Reflexion. Berufsschulen verfügen über intensive Erfahrungen im Bereich der kompetenzorientierten Vermittlung von Bildungsinhalten. Wenn es der politischen Bildung also um die kompetenzorientierte Vermittlung ihrer Inhalte geht, findet sie hier das geeignete die besten Bedingungen. Medienkompetenz als Bestandteil beruflicher und politischer Bildung Laut SWK haben Soziale Medien für die politische Information von Jugendlichen eine deutlich größere Bedeutung als andere Informationsquellen. Demnach ergibt sich eine Notwendigkeit der kritischen Analyse des Verhältnisses von Politik und Medien (siehe: BPB). Im Kontext der beruflichen Bildung spielt Medienkompetenz angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und Industrie 4.0 ebenfalls eine zentrale Rolle (siehe: Die berufsbildende Schule 68 (2016) 9, S. 302-307) Fazit samt Appell Es ist höchste Zeit, den Appell der SWK ernst zu nehmen. Die Kultusministerien müssen konkrete Maßnahmen ergreifen, um die politische Bildung und Medienkompetenz an beruflichen Schulen zu stärken. Eine umfassende Umsetzung der SWK-Forderungen ist unumgänglich. Ein höheres Stundenkontingent für politische Bildung und die systematische Integration von Medienkompetenz sind unerlässlich, um die Jugendlichen auf die Herausforderungen der modernen Gesellschaft vorzubereiten. Die Stärkung der politischen Bildung an beruflichen Schulen ist nicht nur eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, sondern auch der Demokratiebildung. Hamburg und andere Bundesländer stehen in der Verantwortung, ihre Bildungssysteme zu verbessern und junge Menschen besser auf die Herausforderungen der modernen Gesellschaft vorzubereiten. Der Weckruf der SWK darf nicht ungehört verhallen – jetzt ist die Zeit zum Handeln. Disskusionsanstoß Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass Schülerinnen und Schüler an Berufsschulen eine fundierte politische Bildung erhalten, und wie könnte dies das gesellschaftliche Engagement junger Menschen beeinflussen? Welche Maßnahmen sollten umgesetzt werden, um die politische Bildung an Berufsschulen zu verbessern und attraktiver zu gestalten? Glaubst du, dass die Reduktion des Politikunterrichts an beruflichen Schulen in Hamburg langfristige Auswirkungen auf die politische Beteiligung junger Menschen hat?

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Blickwinkel, Unterricht
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