Das Bild zeigt eine Szene vor einem großen, klassisch gestalteten Schulgebäude mit Säulen und einer zentralen Treppe. Im Vordergrund stehen drei Personen, zwei junge Frauen und ein Mann, der ein Tablet in der Hand hält. Das Tablet zeigt einen digitalen Plan oder ein Diagramm. Die Szene ist in intensiven Neonfarben gehalten, mit einer dominanten Kombination aus Pink, Türkis und Gelb. Auf der Treppe des Gebäudes steht eine Person, die scheinbar eine Rede hält oder etwas präsentiert. Über dem Bild steht in großen Buchstaben der französische Schriftzug „L’École, c’est moi“, was „Die Schule, das bin ich“ bedeutet. Die Szenerie wirkt futuristisch und symbolisiert möglicherweise moderne Bildung und digitale Partizipation.

L’école, c’est moi – Rezension und Einblick in das neueste Buch von Philippe Wampfler


Lesezeit: ca.18 Minuten – Wörter: 4.678

Im Sommer letzten Jahres fragte Philippe Wampfler u.a. auf Bluesky, ob es interessierte Menschen gebe, die ihm bei der Durchsicht seines derzeit entstehenden Buches helfen könnte. Da ich seine Beiträge in den sozialen Netzwerken (#bluelz usw.) sehr schätze und das Buch das Thema Schüler:innen im Zentrum zeitgemäßen Unterrichts behandeln sollte, habe ich mich dafür bei ihm gemeldet. So durfte ich an den Kapiteln “Wissen, Kompetenzen und Entwicklung” und “Individualisierung und gerechte Chancen” ein wenig mitwirken.

Ende des kürzlich abgelaufenen Jahres fragte Philippe dann nach interessierten Personen, die das ganze Werk im Zuge eine Buchrezension lesen und im Anschluss bewerten möchten. Auch hier meldete ich mich gerne und möchte nun nachfolgend meine Eindrücke und Meinungen zu dem Buch mit dem doch recht provokanten Titel darlegen.

Die radikale Forderung nach einer Transformation der Schule in „L’école, c’est moi“

Philippe Wampfler setzt mit seinem Buch „L’école, c’est moi“ ein provokantes Zeichen: Der Titel, angelehnt an Louis XIV.s Ausspruch „L’état, c’est moi“, signalisiert eine radikale Neuausrichtung der Schule. Statt einer Institution, die von Lehrplänen und Autorität der Lehrkräfte geprägt ist, plädiert Philippe für eine Schule, die konsequent von den Bedürfnissen und Perspektiven der Lernenden ausgeht. Dabei stellt er eine zentrale These in den Mittelpunkt: Schulen müssen umgestaltet werden, um Schüler:innen wirklich ins Zentrum des Lernprozesses zu rücken.

Der Titel des Buches ist subversiv gemeint. Er unterscheidet sich fundamental von der autoritären Deutung Louis XIV.s: Hier geht es nicht um Macht oder Kontrolle, sondern um Teilhabe. Der Satz „L’école, c’est moi“ ist als Ausdruck einer Haltung gedacht, die Lernenden Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumt. In einer idealen Schule wäre dieses Gefühl ein Grundrecht, kein Anspruch, den Lernende erst einfordern müssten. Diese Idee stellt eine klare Abkehr von traditionellen Konzepten dar, in denen Lehrende bestimmen und Lernende geformt werden. Schulen sollen dabei eine “Magnetwirkung” auf ihre Schüler:innen ausüben. Zudem sollten diese sich nicht an starren Vorgaben oder gesellschaftlichen Erwartungen orientieren, sondern an den Entwicklungsbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Dazu gehört auch, dass Lernprozesse von positiven Emotionen begleitet werden. Ein Unterricht, der Freude, Neugier und Stolz fördert, ist für nachhaltiges Lernen entscheidend.

“Guter Unterricht kann sich nur entfalten, wenn gute Bedingungen geschaffen werden. Das ist eine politische Aufgabe. Lehrkräfte brauchen ausreichend Zeit und die passenden Qualifikationen, um Lernende fördern zu können. Schulen müssen attraktive, offene Orte sein, an denen es nicht darum geht, Schüler:innen effizient zu beschäftigen oder zu betreuen, sondern an denen sie individuell lernen können. Solange diese Bedingungen nicht vorhanden sind, sind viele Visionen für guten Unterricht Irrlichter. Wer 25 Stunden pro Woche 25 Schüler:innen in einem Raum beschäftigen muss, kann mit der Forderung, Vielfalt als Chance zu sehen oder demokratische Strukturen zu schaffen, wenig anfangen – weil das zusätzliche Belastungen sind.”

Bildung als Aufgabe der ganzen Gesellschaft

Philippe eröffnet sein Werk mit einem Blick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten zur Bildung in der Schweiz. Die Forderungen reichen von einer Abschaffung von Noten und mehr spielerischem Unterricht bis hin zu stärkerer Selektion und Fokussierung auf Grundkompetenzen. Diese Spannungsfelder sind Ausdruck einer breiten Unzufriedenheit. Schulen, so Wampfler, entsprechen nicht mehr den Erwartungen der Gesellschaft. Sein Buch versteht er als Gegenentwurf zu einseitiger Kritik: Er formuliert eine positive Vision, die Schüler:innen als Subjekte begreift, deren Bedürfnisse das Fundament von Unterricht und Schulorganisation bilden.

Ein zentraler Aspekt des Buches ist die Reflexion über die notwendigen Bedingungen für die Realisierung dieser Vision. Gute Schulen benötigen politische Unterstützung, engagierte Lehrkräfte und räumliche Konzepte, die kreatives und individuelles Lernen ermöglichen. Philippe präsentiert konkrete Beispiele: von der individuellen Begrüßung durch Lehrkräfte bis hin zur Nutzung digitaler Plattformen für selbstgesteuerte Lernprozesse.

Schulen ohne Gehorsam

Im zweiten Teil der Einführung beschreibt Philippe zudem, dass die Transformation von Schule und Bildung politische, strukturelle und kulturelle Veränderungen erfordert. Gleichzeitig richtet er sich an die Lehrkräfte und Schulleitungen, die bereit sind, mit kleinen Schritten anzufangen. Schulen ohne Gehorsam – das ist ihn dabei keine Utopie, sondern eine Notwendigkeit. Nur so können sie zu Orten werden, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Verantwortung, Kreativität und Teilhabe fördern.

“Die Orientierung an Prüfungen, traditionellen Lernformen und Übergängen hat die digitale Transformation so gebremst und zum Entgleisen gebracht, dass an Schulen nur das ankam, was in den Rahmen passt – nicht das, was ihn gesprengt hätte. Schulen sind Orte, an denen «thinking outside the box» gepredigt wird; gelebt wird aber Unterricht im engen Rahmen des Stundenplans und im Takt der Prüfungen.”

Die Alternative zu einer Schule des Gehorsams ist für Wampfler eine Schule, die Verantwortung fördert – sowohl bei den Lehrenden als auch bei den Lernenden. Eine solche Schule würde:

  1. Kreativität und Eigeninitiative fördern: Raum schaffen, in dem Neues ausprobiert werden kann.

  2. Partizipation ermöglichen: Schüler:innen aktiv in Entscheidungsprozesse einbeziehen.

  3. Lernerfahrungen statt Vorschriften in den Mittelpunkt stellen: Die individuellen Bedürfnisse und Stärken der Lernenden ernst nehmen.

Bereits nach dem Gegenlesen der Kapitel 6 und 8 schrieb ich Philippe damals, dass ich begeistert war, zu lesen, dass es Menschen gibt, die die selben Werte in Bezug auf Schule und Unterricht haben.

Kapitel 1: Lernkultur

Im ersten von zehn Kapitel befasst sich Philippe Wampfler mit der Frage: Warum das Lernen der Schüler:innen im Mittelpunkt stehen muss. Hierfür beschreibt er, wie unterschiedlich die Anforderungen an den Unterricht sein können. Von außen gibt es klare Erwartungen, wie etwa, dass alle Schüler:innen bestimmte Fähigkeiten lernen sollen oder dass der Unterricht ruhig ablaufen muss. Gleichzeitig haben Lehrkräfte ihre eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten, wie sie unterrichten. Oft widersprechen sich diese Anforderungen, sodass nicht alles gleichzeitig erfüllt werden kann. Ein zentraler Punkt ist, dass der Unterricht sich mehr darauf konzentrieren sollte, wie Schüler:innen am besten lernen können. Es wird erklärt, dass Schüler:innen manchmal nur so tun, als ob sie lernen – sie schreiben zum Beispiel Hausaufgaben ab, weil sie dafür eine gute Note erwarten, aber wirklich lernen sie dabei nichts. Damit Lernen besser funktioniert, brauchen Schüler:innen eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlen, Vertrauen spüren und auf eine Weise lernen können, die zu ihnen passt. 

Besonders interessant für mich in diesem Kapitel war die von Philippe dargestellten Bedingungen für erfolgreiche Lernprozesse durch das PERMA-Konzept

Die PERMA-Elemente bieten einen sinnvollen Rahmen, um aufzuzeigen, was Lernen so möglich macht, dass Studenting produktiv wird und das Lernen der Schüler:innen auf eine klare Weise einen Orientierungspunkt für die Weiterentwicklung von Schulen darstellt.

Sehr ausführlich werden hier die Inhalte der PERMA-Tabelle nach Seligmann in Städeli beschrieben, welche durch Philippe am Ende noch mit dem Bezug zu der Notwendigkeit neuerer Lernprodukte, die eine hilfreiche Alternative darstellen und mit einem Verweis zum Deeper Learning untermauert werden.

Kapitel 2: agile Didaktik

Das Bild zeigt eine Gruppe von Menschen vor einem klassizistischen Gebäude mit Säulen, das von bunten Neonbögen in Türkis, Pink und Gelb eingerahmt ist. Im Vordergrund rechts ist eine Frau mit einem Pferdeschwanz zu sehen, die ein Tablet in der Hand hält und auf die Szene schaut. Links steht ein Mann mit langen Haaren und Bart, der gestikulierend mit einem jüngeren Mann interagiert. Weitere Personen stehen im Hintergrund, die ebenfalls auf das Gebäude blicken. Der dunkle Nachthimmel mit schimmernden Sternen kontrastiert mit den leuchtenden Farben, was der Szene eine moderne und dynamische Atmosphäre verleiht.

Das Kapitel beschreibt die Prinzipien der agilen Didaktik, die situative Entscheidungen und flexible Lehrmethoden in den Vordergrund stellt. Dabei wird betont, dass Lehr- und Lernprozesse untrennbar verbunden sind und die strikte Trennung von Stoff und Methode im agilen Ansatz aufgelöst wird. Ziel ist es, den Lernprozess durch aktive Beteiligung der Schüler:innen zu gestalten und die Unterrichtsplanung dynamisch an deren Bedürfnisse anzupassen.

“Wer agil lehrt, denkt dabei stets auch darüber nach, wie Lernprozesse ablaufen, wie sie intensiviert und erleichtert werden können. So entstehen Methoden in der Lehre. Die Vorstellung der Plandidaktik, Lehrkräfte müssten sich aus einem festen Repertoire für die jeweils passende Methode entscheiden, um damit einen «Stoff» vermitteln oder «durchnehmen» zu können, wird so aufgelöst: Es gibt im agilen Denken über Lehren und Lernen die Trennung zwischen Stoff und Methode nicht mehr, der Stoff ist nicht wichtiger als die Form des Lernprozesses, sondern kann erst über die Gestaltung des Lernens erschlossen werden.

Zustimmen kann ich Philippe zudem vollkommen, wenn er hier über die Ausbildung von Lehrkräften als hinderlich für agiles Lehren schreibt. Er beschreibt zurecht, dass hier oft eine stärkere Betonung auf Plandidaktik und Kontrolle gelegt wird. Zudem kommt hinzu, dass in Prüfungen für angehende Lehrkräfte diese Plandidaktik zusätzlich gefestigt wird, was zu einer Unsicherheit führt, die situatives Handeln erschwert. Um agiles Lehren zu ermöglichen, müsse diese Denkweise überwunden werden.

Ein agiles Mindset basiert auf Vertrauen, Neugier und Offenheit für situative Entscheidungen. Lehrkräfte müssen sich von der Angst vor Unsicherheiten lösen und Fehler als Chancen betrachten. Reflexion und Vernetzung spielen eine zentrale Rolle, um kontinuierlich aus der Praxis zu lernen und die eigene Haltung zu entwickeln.

Kapitel 3: Asynchrone Lernphasen

Das Kapitel „Asynchrone Lernphasen“ bietet eine spannende und praxisnahe Perspektive auf modernes Lernen, indem es traditionelle Ansätze infrage stellt. Statt alle Schüler:innen zur gleichen Zeit dasselbe lernen zu lassen, zeigt es, wie individuelle, flexible und selbstbestimmte Lernprozesse erfolgreich umgesetzt werden können. Besonders eindrucksvoll ist die Diskussion um Verbindlichkeit und geeignete Lernumgebungen, die mit konkreten, umsetzbaren Vorschlägen für Lehrkräfte unterlegt wird.

Aus meiner Sicht ist die Darstellung der Einbindung digitaler Plattformen und Lernmanagementsysteme als Schlüssel für die Organisation und Umsetzung asynchroner Lernphasen besonders hervorzuheben. Das Kapitel zeigt eindrucksvoll, wie solche Systeme nicht nur zur Bereitstellung von Materialien, sondern auch zur Dokumentation von Lernfortschritten und zur gezielten Steuerung des Lernprozesses genutzt werden können. Besonders der Fokus auf Funktionen wie Foren für Reflexion, Feedbackmechanismen und die Option, adaptive Aufgaben für unterschiedliche Lernstände anzubieten, unterstreicht die Bedeutung digitaler Werkzeuge als integraler Bestandteil moderner Didaktik.

Kapitel 4: Vielfalt als Bereicherung

Das Bild zeigt vier junge Menschen in einer modernen, farbenfrohen Umgebung. Die Personen stehen Rücken an Rücken und blicken in verschiedene Richtungen, symbolisch für Vielfalt und Perspektivenvielfalt. Zwei der Frauen tragen Hijabs, was kulturelle Vielfalt andeutet. Im Hintergrund ist ein großes Dreieck zu sehen, das in leuchtenden Neonfarben gestaltet ist. In der Mitte des Dreiecks befindet sich eine stilisierte Glühbirne, die Innovation und Ideen repräsentiert. Auf der linken Seite sind Zahnräder und technische Symbole abgebildet, während die rechte Seite menschliche Figuren und Diagramme zeigt, die soziale und kulturelle Aspekte darstellen. Die dominierenden Farben Türkis, Pink und Gelb schaffen eine dynamische, inklusive Atmosphäre, die den Fokus auf Zusammenarbeit und kreatives Denken legt.

Das Kapitel „Vielfalt als Bereicherung“ argumentiert, dass guter Unterricht mehrere Perspektiven einbeziehen muss, um Lernende nachhaltig zu fördern. Es wird betont, dass kulturelle Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als Ressource für Lernprozesse betrachtet werden sollten. Schulen sollten nicht versuchen, Vielfalt zu nivellieren, sondern sie als Chance begreifen, um Lernende auf eine komplexe, globalisierte Gesellschaft vorzubereiten. Gleichzeitig wird die Wichtigkeit multiprofessioneller Teams und inklusiver Didaktik hervorgehoben, um unterschiedliche Hintergründe und Bedürfnisse adäquat zu berücksichtigen.

Philippe Wampfler beschreibt, dass Vielfalt generell als Chance und
Ressource für Schulen, weil sie mit Lerngelegenheiten verbunden ist, gesehen werden kann.

„Das trifft allerdings nur dann zu, wenn kulturelles Lernen an Schulen verankert ist und der Zwang entfällt, Schüler:innen anzugleichen oder zu «integrieren», wie das zuweilen genannt wird. Die Vorstellung der Integration geht dabei von einer hegemonialen Kultur aus, die als wertvoll und erhaltenswert dargestellt wird, weshalb es gerechtfertigt sei, Kinder zur Aufgabe der Kultur zu zwingen, die ihre Eltern leben. In einer postmigrantischen Gesellschaft, also einer, die durch Migration geprägt ist und in der entsprechende Aushandlungsprozesse selbstverständlich sind, ist Integration kein sinnvolles Konzept mehr für eine Schule.“

Erneut kann ich zudem nur zustimmen, wenn Philippeschreibt, dass kulturelles Lernen darauf basiert, dass Schüler:innen die eigenen und fremde kulturelle Perspektiven reflektieren und in einem sozialen Austausch neue Sichtweisen gewinnen. So lernen die Lernenden, eigene kulturelle Werte zu verteidigen und die anderer zu verstehen. Diese Verknüpfung kognitiver und emotionaler Lerneffekte fördert nicht nur das Verständnis für andere Kulturen, sondern auch die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Identität.

Multiprofessionelle Teams, die Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter:innen, Psycholog:innen und andere Fachkräfte umfassen, sind essenziell, um den Anforderungen einer diversen Schülerschaft gerecht zu werden. Die Vielfalt dieser Teams ermöglicht es, verschiedene Perspektiven auf Schüler:innen einzunehmen und Bedürfnisse besser zu erkennen und zu adressieren. Meine eigenen Erfahrungen in der AVDual in Hamburg bestätigen dies: Durch die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Professionen konnten Schüler:innen mit oder auch ohne Fluchterfahrung nicht nur sprachlich, sondern auch sozial und emotional gezielt unterstützt werden. Solche Teams tragen nicht nur zur Schulentwicklung bei, sondern schaffen auch eine inklusive Lernkultur, die von Respekt und Zusammenarbeit geprägt ist.

Kapitel 5: Postdigitale Infrastruktur

Das Bild zeigt eine futuristische, postdigitale Infrastruktur mit mehreren halbkreisförmigen, beleuchteten Kuppeln, die in einer offenen Halle angeordnet sind. Jede Kuppel ist in lebendigen Neonfarben wie Türkis, Pink und Gelb beleuchtet, was eine futuristische Atmosphäre schafft. Menschen bewegen sich zwischen den Kuppeln, betrachten Ausstellungen oder unterhalten sich. Die Halle selbst hat eine industrielle Struktur mit hohen Decken, Stahlträgern und großen Glasfenstern, die farbiges Licht reflektieren. Die Szene vermittelt ein modernes, technologisches Umfeld, das Raum für Kollaboration, Innovation und Begegnung bietet.

Mit der Darstellung des traditionellen Kasernenmodells, welches seit knapp 200 Jahren das Standardmodell für Schulen prägt, zeigt Philippe auf, dass das Thema “digitale Ausstattung” nicht ausreicht, wenn es um das Thema “der Raum als weitere pädagogische Einheit” geht. Das Modell steht sinnbildlich für eine überholte Vorstellung von Bildung. Es basiert auf der Annahme, dass homogene Schülergruppen zur gleichen Zeit mit denselben Methoden dasselbe Ziel erreichen sollen. Diese Architektur, geprägt von gleichgroßen Klassenzimmern und linearer Anordnung, begünstigt vor allem Frontalunterricht und stützt eine starre Lernkultur. 

Doch diese Strukturen werden den Bedürfnissen einer heterogenen Schülerschaft nicht gerecht. Die fehlende Flexibilität behindert kollaborative und kreative Lernformen und erschwert es, selbstgesteuertes Lernen zu fördern. Das Kapitel stellt daher die dringende Notwendigkeit heraus, diese antiquierten Modelle zu überwinden und Schulen in flexible, vielfältige Lernumgebungen zu transformieren.

Philippe zeigt auf, wie sich Architektur und Lernkultur sich wechselseitig beeinflussen. Flexible und offene Raumkonzepte, wie sie derzeit bei dem Neu- und Umbauten an den beruflichen Schulen Schulen Hamburgs teilweise gezielt vorangetrieben werdenm unterstützen eine Lernkultur, die auf Kollaboration, Individualität und Vielfalt setzt. Sie ermöglichen unterschiedliche Lernarrangements – von Einzelarbeit über Gruppenarbeit bis hin zu projektbasierten Ansätzen. Solche Räume regen zu sozialen Interaktionen an, schaffen Orte der Inspiration und tragen zur emotionalen Bindung der Schüler:innen an die Schule bei.

Kapitel 6: Wissen, Kompetenzen und Entwicklun

Das Bild zeigt zwei Schüler, die sich in einem modernen Lernraum gegenüber sitzen. Sie befinden sich auf bunten, kreisförmigen Sitzflächen in einer ansonsten dunklen Umgebung, die von leuchtenden, neonfarbenen Lichtkreisen dominiert wird. Im Hintergrund sind weitere Schüler an Schreibtischen zu sehen, die in konzentrischen Kreisen angeordnet sind. Die Szenerie strahlt eine futuristische und zugleich meditative Atmosphäre aus, in der Wissensvermittlung und persönliche Interaktion im Mittelpunkt stehen. Die hellen Neonfarben, vor allem in Türkis, Pink und Gelb, unterstreichen die energiegeladene und zugleich harmonische Stimmung.

Da ich an diesem Kapitel mitwirken durfte, habe ich an dem dazugehörigen Thema ein wesentliches Interesse. So stehe ich zu 100% hinter den in diesem Kapitel dargelegten Argumenten auf die Frage: Warum sich Unterricht von der Stoffvermittlung lösen muss.

Ein wesentlicher Aspekt wird im Buch mit der Entwicklungsorientierung beschrieben. Sie versteht sich als eine Weiterentwicklung der Kompetenzorientierung und setzt den Fokus darauf, Lernende bei ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung zu unterstützen. Sie basiert auf der Annahme, dass Bildung nicht nur dazu dient, Wissen und Fertigkeiten zu vermitteln, sondern Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu begleiten. Ein zentraler Gedanke ist, dass sich Wissen und Kompetenzen nur dann nachhaltig entwickeln, wenn sie in individuelle Entwicklungsprozesse eingebettet sind. Statt standardisierte Lernziele starr zu verfolgen, rückt die Entwicklungsorientierung die Bedürfnisse, Interessen und Potenziale der Lernenden in den Mittelpunkt. Dies bedeutet auch, dass die Ergebnisse von Bildungsprozessen weniger vorhersehbar, aber dafür umso authentischer und nachhaltiger sind.

Ebenfalls befürworte ich ausgehend von meinen Erfahrungen als Pädagoge, die Betonung von Agency, also der Fähigkeit der Lernenden, selbstbestimmt zu handeln und Verantwortung für ihren Bildungsweg zu übernehmen. Lehrer:innen fungieren in diesem Modell weniger als Wissensvermittler:innen und mehr als Begleiter:innen, die Reflexion anregen, Freiräume für individuelles Lernen schaffen und Lernprozesse gemeinsam mit den Schüler:innen gestalten.

Dieser Ansatz verlangt von Schulen, sich von der reinen Stoffvermittlung zu lösen und stattdessen eine Kultur des gemeinsamen Lernens zu etablieren, in der die persönliche Entwicklung der Lernenden oberste Priorität hat.

Hinzu kommt der Fokus auf eine Zeitgemäße Aufgaben- und Lernkultur. Diese fördert die individuelle Auseinandersetzung mit Inhalten durch offene, problemorientierte Aufgabenstellungen, die Kreativität und Eigenständigkeit der Lernenden betonen. Fehler werden als Lernchancen verstanden und reflexive Prozesse wie Selbstevaluation und Feedback ersetzen zunehmend klassische Prüfungen. Statt starrer Musterlösungen liegt der Fokus auf authentischen Leistungen, die einen Bezug zur Lebenswelt oder Arbeitswelt haben und in fachspezifische Kontexte eingebettet sind. Diese Aufgaben ermutigen Lernende, Projekte selbst zu gestalten und eigene Fragestellungen zu verfolgen, wodurch Kompetenzen für komplexe Herausforderungen der Zukunft entwickelt werden. Eine klare Feedbackkultur und die Akzeptanz von Fehlern als Teil des Lernprozesses schaffen ein Umfeld, das sowohl Wissen als auch lebenspraktische Kompetenzen nachhaltig vermittelt.

Kapitel 7: Demokratische Schulhauskultur

Das Bild zeigt eine lebhafte Szene in einer futuristischen Aula oder einem großen Veranstaltungsraum. Zwei Schüler stehen im Zentrum eines kreisförmigen Bereichs mit leuchtenden, neonfarbenen Ringen, die die Bühne akzentuieren. Rund um die Bühne sitzen Schüler im Halbkreis, aufmerksam und interessiert. Die Wände des Raumes sind mit leuchtenden geometrischen Mustern und rechteckigen Farbfeldern in Türkis, Pink und Gelb dekoriert. Die Atmosphäre vermittelt Gemeinschaft, Beteiligung und eine moderne, partizipative Lernkultur. Das Bild hebt die Wichtigkeit von Interaktion und Zusammenarbeit in einem demokratischen Schulumfeld hervor.

Philippe betont in seinem Buch, dass eine demokratische Schulhauskultur mehr bedeutet, als nur formale Abstimmungen durchzuführen. Vielmehr plädiert er dafür, alle Beteiligten – Lehrkräfte, Schüler:innen und Eltern – aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um echte Mitbestimmung und Teilhabe zu ermöglichen. Für ihn heißt Demokratie mehr als Wahlen; sie erfordert konsensorientierte Gespräche, Diskussionen und partizipative Entscheidungsprozesse. Diese Ansätze schaffen nicht nur eine Gemeinschaft, die Verantwortung gemeinsam trägt, sondern vermitteln auch zentrale demokratische Kompetenzen wie Verhandlungsfähigkeit, Perspektivwechsel und Kompromissfindung. Eine solche Kultur, so Wampfler, stärkt die Schüler:innen als aktive Gestalter:innen ihrer Lernumgebung und hilft, erlernte Hilflosigkeit zu vermeiden.

Mit großem Interesse, insbesondere als Politiklehrer, habe ichzudem den Abschnitt über die Nutzung von Losverfahren für die Besetzung von Schüler:innenvertretungen gelesen. Diese bringen nicht nur mehr Vielfalt in Entscheidungsprozesse, sondern brechen auch elitenhafte Strukturen auf. Philippe ergänzt, dass solche Verfahren durch konsensorientierte Entscheidungsfindung begleitet werden sollten, um die Bedürfnisse aller Beteiligten angemessen zu berücksichtigen. Darüber hinaus sieht er in der Einbeziehung von Schüler:innen in organisatorische Fragen, wie etwa die Gestaltung von Schulräumen oder den Einsatz von Ressourcen, eine nachhaltige Stärkung von Partizipation. Diese Herangehensweise zeigt, wie Demokratie als gelebter Prozess Schule transformieren und eine Lernkultur fördern kann, die auf Respekt, Mitbestimmung und Verantwortung aufbaut.

Kapitel 8: Individualisierung und gerechte Chancen

Das Bild zeigt eine futuristische Bildungslandschaft, in der Schüler und Schülerinnen sich auf einem beleuchteten Weg befinden, der von geometrischen Lichtmustern in Türkis, Pink und Gelb umrahmt ist. Links und rechts stehen jeweils Schülergruppen, die Bücher halten und in Dialog vertieft sind. Im Hintergrund führen der Weg und die Lichtmuster zu einer modernen Stadtlandschaft mit stilisierten Gebäuden und einem Symbol für Fortschritt – ein Pfeil, der nach oben zeigt. Die Szenerie vermittelt eine Vision von Individualisierung und Bildungsgerechtigkeit, in der jeder seinen eigenen Weg finden und gestalten kann. Das Bild spiegelt eine optimistische Zukunftsperspektive wider, in der Vielfalt und Chancengleichheit im Fokus stehen.

Ohne Zweifel, dieses Kapitel ist der Hauptgrund gewesen, weshalb ich im Sommer 2024 Philippe Wampfler bei seinem Buchvorhaben unterstützen wollte.

Ich bin froh, über den ausführlichen Inhalt dieses Kapitels – es entspricht vollends dem Mindset von bildungssprit!

Es ist zudem äußerst interessant, dass dieses Buch, insbesondere dieses Kapitel, sich mit dem Schulsystem der Schweiz auseinandersetzt und trotzdem 1zu1 auch in Deutschland, Hamburg, seine Daseinsberechtigung zu haben scheint 

Das verdeutlicht, dass die Diskussion über Individualisierung im Bildungssystem vielschichtig und von unterschiedlichen Perspektiven geprägt ist. Philippe zeigt auf, dass viele Lehrkräfte dazu neigen, von ihren eigenen schulischen Erfahrungen auszugehen, um ihre Praxis zu gestalten. Oftmals waren sie selbst erfolgreiche Schüler:innen in einem System, das wenig Raum für Individualisierung bot, was dazu führt, dass sie die Notwendigkeit von Differenzierung unterschätzen oder ihr skeptisch gegenüberstehen. Hinzu kommen strukturelle Herausforderungen: Die derzeitigen schulischen Rahmenbedingungen, von festen Stundenplänen bis hin zu standardisierten Lehrplänen, sind oft nicht darauf ausgelegt, die verschiedenen Bedürfnisse und Lernwege der Schüler:innen zu berücksichtigen. Dies erschwert es, individuelle Lernprozesse zu fördern, ohne dass Lehrkräfte mit erheblichem Mehraufwand konfrontiert werden. Philippe argumentiert, dass Individualisierung nicht als zusätzliche Belastung, sondern als integraler Bestandteil eines modernen Bildungssystems verstanden werden muss.

Dabei kann das Churermodell eine praktikable Lösung für die Individualisierung im Unterricht bieten. Es basiert auf der Idee, Lerninhalte und -methoden an die Bedürfnisse einzelner Schüler:innen anzupassen, ohne dabei die Gemeinschaft aus den Augen zu verlieren. Lehrkräfte erhalten dabei klare Leitlinien zur Differenzierung, während Schüler:innen durch Selbstdifferenzierung aktiv in ihren Lernprozess eingebunden werden. Durch die flexible Raumgestaltung, verkürzte Inputphasen und einen Fokus auf die Eigenverantwortung der Lernenden schafft das Churermodell einen Rahmen, in dem Individualisierung nicht nur möglich, sondern auch nachhaltig umsetzbar wird. Hier erkenne ich durchaus Parallelen zum Unterricht in der dualen und inklusiven Ausbildungsvorbereitung in Hamburg. 

Philippe bestätigt zudem auch die kritische Bedeutung der Herkunft von Schüler:innen und deren Auswirkungen auf Bildungserfolg und Entwicklungschancen. Auch in der Schweiz scheinen Kinder aus benachteiligten sozialen oder ökonomischen Verhältnissen oft schlechtere Startbedingungen zu haben und sind stärker auf schulische Unterstützung angewiesen. Gleichzeitig zeigt er auf, dass das Bildungssystem diese Ungleichheiten eher reproduziert als kompensiert. Die Erwartungshaltungen von Lehrkräften, die Struktur von Bewertungsverfahren und der Zugang zu Ressourcen wirken oft diskriminierend auf Kinder aus bildungsfernen Schichten. Aus diesem Grund fordert er zurecht eine konsequente Fokussierung auf ungleichheitssensible Förderung, um sicherzustellen, dass individuelle Talente unabhängig von der sozialen Herkunft erkannt und gefördert werden können.

In seinem Unterkapitel „Wege zu einem gerechten Bildungssystem“ präsentiert Philippe ebenfalls eine klare Vision für notwendige Reformen. Er fordert unter anderem, die schulische Selektion später anzusetzen, um allen Kindern länger gleiche Bildungschancen zu gewähren. Darüber hinaus betont er die Bedeutung von Ganztagsbetreuung und multiprofessionellen Teams, um Schüler:innen individuell zu unterstützen und Eltern zu entlasten. Besonders überzeugend ist seine Forderung, Begabungsförderung und Stützunterricht allen zugänglich zu machen, unabhängig von der sozialen Herkunft. Diese Ansätze spiegeln auch meiner Meinung nach eine realistische und notwendige Perspektive wider, wie Gerechtigkeit im Bildungssystem nachhaltig erreicht werden kann.

Kapitel 9: Die Arbeit mit Lernprodukten

Das Bild zeigt eine moderne Lernumgebung, in der Schüler und Schülerinnen gemeinsam an kreativen Projekten arbeiten. Im Vordergrund steht eine Schülerin, die an einem interaktiven Bildschirm Inhalte bearbeitet, während ein Mitschüler daneben steht und zuschaut. Im Hintergrund sind weitere Lernende zu sehen, die an Staffeleien malen oder an einer großen digitalen Leinwand arbeiten, auf der farbenfrohe Muster und Formen dargestellt sind. Die Szene ist in leuchtenden Neonfarben gehalten, mit Akzenten in Türkis, Pink und Gelb, die eine futuristische Atmosphäre schaffen. Pflanzen im Vordergrund verleihen der Umgebung einen natürlichen Akzent und symbolisieren Nachhaltigkeit. Das Bild vermittelt ein kollaboratives, kreatives und technologiegestütztes Lernen, das die Erstellung von Lernprodukten in den Mittelpunkt stellt.

Bei der Verbesserung von schulischen Lernkulturen ist die Prüfungskultur die zentrale Hürde. An vielen Schulen fokussiert sich die Lernerfahrung von Schüler:innen auf Noten.

 

Wenn sie über Schule sprechen, dann hat das oft mit Prüfungen und Prüfungsergebnissen zu tun. Sie verdrängen und überlagern das eigentliche Lernen.

Philippe kritisiert scharf die klassische Prüfungskultur und ihre einseitige Definition von Wirksamkeit. Er argumentiert, dass traditionelle Prüfungen den Erfolg ausschließlich daran messen, ob Lernende in der Lage sind, vorgegebene Aufgaben unter Prüfungsdruck zu bewältigen. Diese Reduktion von Wirksamkeit auf das Bestehen einer Prüfung schließt alle anderen Aspekte des Lernens – wie Kreativität, Reflexion oder soziale Interaktion – aus der Bewertung aus. Wampfler betont, dass Prüfungen Autonomie verhindern, da sie Lernende zwingen, sich auf vorgegebene Inhalte und Formate zu konzentrieren, ohne Raum für individuelle Lernwege zu lassen. Zudem führen sie zu einer sozialen Isolation, in der Kooperation und gemeinsames Lernen bewusst ausgeschlossen werden.

Auch meiner Meinung nach ist die Vorstellung, dass extrinsische Motivation durch Notendruck in intrinsische übergehen könnte, sehr kritisch zu sehen. Deshalb denke ich ebenso, dass Prüfungsformate, die soziale Eingebundenheit, Authentizität und individuelle Stärken der Lernenden berücksichtigen, mehr in den pädagogischen Fokus zu richten sind!

In der Ausbildungsvorbereitung in Hamburg wurde bereits erfolgreich die Erfahrung gemacht, dass Lernprodukte, eine sinnvolle Alternative zur klassischen Prüfungskultur darstellen. Sie können laut Philippe mediale Darstellungen von Lernprozessen, wie etwa Erklärvideos, Blogposts, Poster oder Experimente, die Lernende selbst gestalten sein. Diese Produkte ermöglichen es, die individuelle Auseinandersetzung mit einem Thema sichtbar zu machen und als Ausgangspunkt für Feedback und Reflexion zu nutzen. Im Gegensatz zu starren Prüfungen bieten Lernprodukte den Vorteil, dass sie die Kreativität und die Interessen der Lernenden in den Vordergrund stellen.

Authentische Leistungen entstehen, wenn die Produkte in einem realen Kontext verankert sind – sei es in der Lebenswelt der Lernenden, der Arbeitswelt oder einer Fachdisziplin. Lehrkräfte spielen hier eine wichtige Rolle, indem sie Lernende bei der Entwicklung ihrer Produkte begleiten und eine Feedbackkultur etablieren, die die Reflexion und Weiterentwicklung unterstützt.

Philippe fordert eine grundsätzliche Neuausrichtung von Aufgabenkultur und Lernkultur. Statt geschlossener Aufgaben mit klar definierten Musterlösungen, die lediglich die korrekte Anwendung vorgegebener Methoden überprüfen, plädiert er für offene, problemorientierte Aufgabenstellungen. Diese sollen Lernende dazu anregen, kreative Lösungswege zu entwickeln und sich kritisch mit den Aufgaben auseinanderzusetzen. Eine zeitgemäße Lernkultur fördert darüber hinaus Kollaboration und den Austausch zwischen Lernenden. Das Ziel ist es, Lernprozesse nicht mehr als individualisierte Pfade zu betrachten, sondern als soziale und reflexive Erfahrungen.

Zur Umsetzung schlägt er vor, alternative Prüfungsformate zu etablieren, die sich an realen Herausforderungen orientieren und die Schüler:innen in ihrer Selbstwirksamkeit bestärken.

Kapitel 10: Soziale Erlebnisse

Das Bild zeigt eine lebendige und moderne Schulhof-Szene bei Nacht, in der leuchtende Neonlichtwege eine spielerische und interaktive Atmosphäre schaffen. Im Vordergrund arbeiten ein Junge und ein Mädchen konzentriert an Tablets. Der Junge trägt Kopfhörer und einen Hoodie, während das Mädchen in eine Aufgabe vertieft ist. Im Hintergrund sind weitere Schülerinnen und Schüler zu sehen, die sich in Gruppen unterhalten oder Aktivitäten nachgehen. Die Schulgebäude sind in leuchtenden Farben wie Pink, Gelb und Türkis beleuchtet, und Neonbögen erstrecken sich über den Himmel und verbinden die Szene visuell. Das Bild vermittelt den Eindruck von Technologie, Gemeinschaft und kreativen sozialen Erlebnissen in einer inspirierenden Lernumgebung.

Im letzten der zehn Kapitel widmet sich Philippe der Bedeutung sozialer Erlebnisse im Unterricht und argumentiert, dass diese eine unverzichtbare Rolle für die Entwicklung von Schüler:innen spielen. Anhand von anschaulichen Beispielen zeigt er, wie gemeinschaftliche Projekte, Diskussionen und Erlebnisse nicht nur das soziale Miteinander stärken, sondern auch den Lernprozess nachhaltig beeinflussen. Soziale Erlebnisse schaffen Gelegenheiten, bei denen Schüler:innen Verantwortung übernehmen, Empathie entwickeln und Konfliktlösungsstrategien erlernen können. Er plädiert dafür, dass Lehrkräfte gezielt Rahmenbedingungen schaffen, die solche Erlebnisse ermöglichen. Dabei hebt er hervor, dass Lernen ein zutiefst sozialer Prozess ist, der durch Austausch, Kooperation und das Teilen von Erfahrungen vertieft wird. Das Kapitel zeigt eindrucksvoll, wie Schulen nicht nur Orte des Wissenserwerbs, sondern auch Plattformen für persönliche und soziale Entwicklung sein können.

Fazit

Philippe Wampfler vermittelt mit seinem Buch eine inspirierende Vision für Schulen als Orte, an denen sich Schüler:innen nicht nur wohlfühlen, sondern auch in ihrer Persönlichkeit und ihren Kompetenzen entwickeln können. Er beschreibt Schulen als Plattformen, die vielfältige Möglichkeiten für Interaktion und spielerisches Lernen schaffen, wodurch Bildung nicht mehr nur auf Noten oder Leistung reduziert wird, sondern zu einer umfassenden Erfahrung wird. Diese Perspektive erinnert daran, dass das Ziel von Bildung nicht nur die Vermittlung von Wissen ist, sondern die ganzheitliche Entwicklung der Lernenden.

Aus meiner Sicht ist das Buch ein unverzichtbarer Beitrag zur Diskussion über eine zukunftsorientierte Bildung. Bereits im Entstehungsprozess hatte ich die Gelegenheit, einzelne Kapitel zu begleiten und mich mit den Inhalten intensiv auseinanderzusetzen. Besonders beeindruckt hat mich die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Schüler:innen, die Philippe nicht nur als Lernende, sondern als aktive Gestalter:innen ihrer Bildung begreift. Sein Ansatz ist radikal, aber zugleich pragmatisch: Er fordert keine unrealistischen Umwälzungen, sondern zeigt anhand konkreter Beispiele und Ideen, wie Schulen sich schrittweise transformieren können.

Die klare Kritik an bestehenden Strukturen, sei es die starre Prüfungskultur oder die unzureichende Förderung von Vielfalt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Dabei bleibt Philippe jedoch nicht bei der Kritik stehen, sondern bietet handlungsorientierte Lösungen an, wie etwa die Arbeit mit Lernprodukten oder die Integration von multiprofessionellen Teams. Diese Ansätze zeigen nicht nur, dass Bildung gerechter gestaltet werden kann, sondern auch, dass sie so gestaltet werden muss, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.

Als jemand, der sowohl mit einzelnen Kapiteln zuarbeiten als auch das Gesamtwerk lesendurfte, empfehle ich „L’école, c’est moi“ uneingeschränkt allen, die an Bildung und Schulentwicklung interessiert sind. Es ist ein Buch, das inspiriert, herausfordert und konkrete Wege aufzeigt, wie Schulen zu Orten werden können, die Freude, Entwicklung und Gemeinschaft fördern. Philippe gelingt es, komplexe Themen anschaulich und motivierend zu vermitteln, sodass sich Lehrkräfte, Schulentwickler:innen und politische Entscheidungsträger:innen gleichermaßen angesprochen fühlen dürfen.

Disskusionsanstoß

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