Erfahrungsaustausch

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Das Bild zeigt eine Szene vor einem großen, klassisch gestalteten Schulgebäude mit Säulen und einer zentralen Treppe. Im Vordergrund stehen drei Personen, zwei junge Frauen und ein Mann, der ein Tablet in der Hand hält. Das Tablet zeigt einen digitalen Plan oder ein Diagramm. Die Szene ist in intensiven Neonfarben gehalten, mit einer dominanten Kombination aus Pink, Türkis und Gelb. Auf der Treppe des Gebäudes steht eine Person, die scheinbar eine Rede hält oder etwas präsentiert. Über dem Bild steht in großen Buchstaben der französische Schriftzug „L’École, c’est moi“, was „Die Schule, das bin ich“ bedeutet. Die Szenerie wirkt futuristisch und symbolisiert möglicherweise moderne Bildung und digitale Partizipation.

L’école, c’est moi – Rezension und Einblick in das neueste Buch von Philippe Wampfler

Lesezeit: ca.18 Minuten – Wörter: 4.678 Im Sommer letzten Jahres fragte Philippe Wampfler u.a. auf Bluesky, ob es interessierte Menschen gebe, die ihm bei der Durchsicht seines derzeit entstehenden Buches helfen könnte. Da ich seine Beiträge in den sozialen Netzwerken (#bluelz usw.) sehr schätze und das Buch das Thema Schüler:innen im Zentrum zeitgemäßen Unterrichts behandeln sollte, habe ich mich dafür bei ihm gemeldet. So durfte ich an den Kapiteln “Wissen, Kompetenzen und Entwicklung” und “Individualisierung und gerechte Chancen” ein wenig mitwirken. Ende des kürzlich abgelaufenen Jahres fragte Philippe dann nach interessierten Personen, die das ganze Werk im Zuge eine Buchrezension lesen und im Anschluss bewerten möchten. Auch hier meldete ich mich gerne und möchte nun nachfolgend meine Eindrücke und Meinungen zu dem Buch mit dem doch recht provokanten Titel darlegen. Die radikale Forderung nach einer Transformation der Schule in „L’école, c’est moi“ Philippe Wampfler setzt mit seinem Buch „L’école, c’est moi“ ein provokantes Zeichen: Der Titel, angelehnt an Louis XIV.s Ausspruch „L’état, c’est moi“, signalisiert eine radikale Neuausrichtung der Schule. Statt einer Institution, die von Lehrplänen und Autorität der Lehrkräfte geprägt ist, plädiert Philippe für eine Schule, die konsequent von den Bedürfnissen und Perspektiven der Lernenden ausgeht. Dabei stellt er eine zentrale These in den Mittelpunkt: Schulen müssen umgestaltet werden, um Schüler:innen wirklich ins Zentrum des Lernprozesses zu rücken. Der Titel des Buches ist subversiv gemeint. Er unterscheidet sich fundamental von der autoritären Deutung Louis XIV.s: Hier geht es nicht um Macht oder Kontrolle, sondern um Teilhabe. Der Satz „L’école, c’est moi“ ist als Ausdruck einer Haltung gedacht, die Lernenden Mitgestaltungsmöglichkeiten einräumt. In einer idealen Schule wäre dieses Gefühl ein Grundrecht, kein Anspruch, den Lernende erst einfordern müssten. Diese Idee stellt eine klare Abkehr von traditionellen Konzepten dar, in denen Lehrende bestimmen und Lernende geformt werden. Schulen sollen dabei eine “Magnetwirkung” auf ihre Schüler:innen ausüben. Zudem sollten diese sich nicht an starren Vorgaben oder gesellschaftlichen Erwartungen orientieren, sondern an den Entwicklungsbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Dazu gehört auch, dass Lernprozesse von positiven Emotionen begleitet werden. Ein Unterricht, der Freude, Neugier und Stolz fördert, ist für nachhaltiges Lernen entscheidend. “Guter Unterricht kann sich nur entfalten, wenn gute Bedingungen geschaffen werden. Das ist eine politische Aufgabe. Lehrkräfte brauchen ausreichend Zeit und die passenden Qualifikationen, um Lernende fördern zu können. Schulen müssen attraktive, offene Orte sein, an denen es nicht darum geht, Schüler:innen effizient zu beschäftigen oder zu betreuen, sondern an denen sie individuell lernen können. Solange diese Bedingungen nicht vorhanden sind, sind viele Visionen für guten Unterricht Irrlichter. Wer 25 Stunden pro Woche 25 Schüler:innen in einem Raum beschäftigen muss, kann mit der Forderung, Vielfalt als Chance zu sehen oder demokratische Strukturen zu schaffen, wenig anfangen – weil das zusätzliche Belastungen sind.” Bildung als Aufgabe der ganzen Gesellschaft Philippe eröffnet sein Werk mit einem Blick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten zur Bildung in der Schweiz. Die Forderungen reichen von einer Abschaffung von Noten und mehr spielerischem Unterricht bis hin zu stärkerer Selektion und Fokussierung auf Grundkompetenzen. Diese Spannungsfelder sind Ausdruck einer breiten Unzufriedenheit. Schulen, so Wampfler, entsprechen nicht mehr den Erwartungen der Gesellschaft. Sein Buch versteht er als Gegenentwurf zu einseitiger Kritik: Er formuliert eine positive Vision, die Schüler:innen als Subjekte begreift, deren Bedürfnisse das Fundament von Unterricht und Schulorganisation bilden. Ein zentraler Aspekt des Buches ist die Reflexion über die notwendigen Bedingungen für die Realisierung dieser Vision. Gute Schulen benötigen politische Unterstützung, engagierte Lehrkräfte und räumliche Konzepte, die kreatives und individuelles Lernen ermöglichen. Philippe präsentiert konkrete Beispiele: von der individuellen Begrüßung durch Lehrkräfte bis hin zur Nutzung digitaler Plattformen für selbstgesteuerte Lernprozesse. Schulen ohne Gehorsam Im zweiten Teil der Einführung beschreibt Philippe zudem, dass die Transformation von Schule und Bildung politische, strukturelle und kulturelle Veränderungen erfordert. Gleichzeitig richtet er sich an die Lehrkräfte und Schulleitungen, die bereit sind, mit kleinen Schritten anzufangen. Schulen ohne Gehorsam – das ist ihn dabei keine Utopie, sondern eine Notwendigkeit. Nur so können sie zu Orten werden, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Verantwortung, Kreativität und Teilhabe fördern. “Die Orientierung an Prüfungen, traditionellen Lernformen und Übergängen hat die digitale Transformation so gebremst und zum Entgleisen gebracht, dass an Schulen nur das ankam, was in den Rahmen passt – nicht das, was ihn gesprengt hätte. Schulen sind Orte, an denen «thinking outside the box» gepredigt wird; gelebt wird aber Unterricht im engen Rahmen des Stundenplans und im Takt der Prüfungen.” Die Alternative zu einer Schule des Gehorsams ist für Wampfler eine Schule, die Verantwortung fördert – sowohl bei den Lehrenden als auch bei den Lernenden. Eine solche Schule würde: Kreativität und Eigeninitiative fördern: Raum schaffen, in dem Neues ausprobiert werden kann. Partizipation ermöglichen: Schüler:innen aktiv in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Lernerfahrungen statt Vorschriften in den Mittelpunkt stellen: Die individuellen Bedürfnisse und Stärken der Lernenden ernst nehmen. Bereits nach dem Gegenlesen der Kapitel 6 und 8 schrieb ich Philippe damals, dass ich begeistert war, zu lesen, dass es Menschen gibt, die die selben Werte in Bezug auf Schule und Unterricht haben. Kapitel 1: Lernkultur Im ersten von zehn Kapitel befasst sich Philippe Wampfler mit der Frage: Warum das Lernen der Schüler:innen im Mittelpunkt stehen muss. Hierfür beschreibt er, wie unterschiedlich die Anforderungen an den Unterricht sein können. Von außen gibt es klare Erwartungen, wie etwa, dass alle Schüler:innen bestimmte Fähigkeiten lernen sollen oder dass der Unterricht ruhig ablaufen muss. Gleichzeitig haben Lehrkräfte ihre eigenen Vorstellungen und Gewohnheiten, wie sie unterrichten. Oft widersprechen sich diese Anforderungen, sodass nicht alles gleichzeitig erfüllt werden kann. Ein zentraler Punkt ist, dass der Unterricht sich mehr darauf konzentrieren sollte, wie Schüler:innen am besten lernen können. Es wird erklärt, dass Schüler:innen manchmal nur so tun, als ob sie lernen – sie schreiben zum Beispiel Hausaufgaben ab, weil sie dafür eine gute Note erwarten, aber wirklich lernen sie dabei nichts. Damit Lernen besser funktioniert, brauchen Schüler:innen eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlen, Vertrauen spüren und auf eine Weise lernen können, die zu ihnen passt.  Besonders interessant für mich in diesem Kapitel war die von Philippe dargestellten Bedingungen für erfolgreiche Lernprozesse durch das PERMA-Konzept.  Die PERMA-Elemente bieten einen

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Frau steht in einem Klassenzimmer und blickt auf einen butnenStrudel an Kreisen und Symbolen

KI-Paradoxien by Joscha Falck – eine bildhafte Ergänzung by bildungssprit

Lesezeit: ca. 3 Minuten – Wörter: 746 Anfang des Monats hat Joscha Falck einen interessanten Beitrag auf seinem Blog (und dem Blog von fiete.ai) veröffentlicht. Hier befasst er sich mit Widersprüchen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Schule. Er beschreibt paradoxe Effekte, welche oft zwischen  den Erwartungen von Lehrkräften und einer KI als Werkzeug entstehen. Ausgehend von Falks Blogartikel zur Nutzung von Sprachbildern, um abstrakte Konzepte inspirierender darzustellen und der Rücksprache mit Joscha selbst, möchte ich nachfolgend mit Hilfe von Sprachbildern die von Joscha aufgezeigten neun schulbezogenen KI-Paradoxien aus einer bildhaften Betrachtungsweise ergänzen. KI-Paradoxien in Bildhafter Sprache gedacht 1. Entlastungsparadoxon: Die KI wird für Lehrkräfte oft als Werkzeug der Entlastung gepriesen, doch der steile Weg zur Implementierung gleicht einem Berg, der erst erklommen werden muss. Sobald die Spitze erreicht ist, zeigt sich die flache Ebene, die die eigentliche Entlastung darstellt – aber erst nach der anfänglichen Mühsal. 2. Kompetenzparadoxon: Die KI ist wie eine verschlossene Tür, die ihren Schlüssel erst nach dem Öffnen preisgibt. Lehrkräfte benötigen bereits Kompetenzen, um die KI zu nutzen, obwohl sie genau diese erst durch die Nutzung der KI erlangen könnten – ein paradoxes Rätsel, bei dem der Zugang erst mit der Beherrschung einhergeht. 3. Kooperationsparadoxon: Wenn Lehrkräfte und KI zusammenarbeiten, rudern sie nicht immer in dieselbe Richtung. Wie in einem Boot, in dem jeder Ruderer eine andere Richtung einschlägt, so führt mangelnde Abstimmung zu einem paradoxen Widerspruch: Fortschritt wird blockiert, obwohl alle am selben Ziel arbeiten. 4. Transparenzparadoxon: Die Entscheidungen und Prozesse der KI scheinen wie ein Spiegel, der nur einen Teil des Bildes reflektiert. Lehrkräfte können nicht immer erkennen, wie die KI zu ihren Ergebnissen gelangt, und bleiben im Dunkeln über die verborgenen Mechanismen, die die Entscheidungen beeinflussen. 5. Motivationsparadoxon: Die Nutzung der KI in der Bildung gleicht einer endlosen Treppe. Lehrkräfte steigen immer weiter hinauf, in der Hoffnung, das Ziel der Effizienz und Verbesserung zu erreichen, doch das Ende bleibt unerreichbar und der Aufstieg mühsam. Trotz Fortschritt scheint das Ziel in weiter Ferne. 6. Personalisierungsparadoxon: Die KI verspricht, Lehrkräfte durch personalisierte Lernangebote zu unterstützen, doch diese passen sich erst an, wenn sie über Zeit genutzt werden. Wie ein Anzug, der sich erst beim Tragen an die Körperform anpasst, entfaltet die KI ihre volle Wirkung erst nach intensiver Nutzung und Anpassung. 7. Autonomieparadoxon: Der Roboterarm der KI scheint autonom zu handeln, doch er steht still, bis Lehrkräfte ihm die Richtung weisen. Dieses Paradoxon zeigt, dass die scheinbare Unabhängigkeit der KI trügerisch ist – sie braucht menschliche Führung, um sinnvoll agieren zu können. 8. Verantwortungsparadoxon: Wie ein Flugzeug, das ohne Piloten fliegt, aber von seinen Passagieren gesteuert werden muss, übernimmt die KI viele Entscheidungen, doch die Verantwortung bleibt bei den Lehrkräften. Dieses Paradoxon verdeutlicht die Unsicherheit darüber, wer letztlich die Kontrolle trägt. 9. Zukunftsparadoxon: Die KI bietet Lehrkräften einen Blick in die Zukunft, doch dieser Blick ist fragmentiert, wie eine Glaskugel, die nur Bruchstücke zeigt. Die KI kann keine vollständigen Vorhersagen treffen, sondern nur einzelne Fragmente der möglichen Entwicklungen offenbaren, was zu Unsicherheit führt. Fazit Joscha bezeichnet seine vorgestellten Widersprüche am Ende seines Beitrags als ein Call to Action. Er spricht sich dafür aus, dass auf allen Ebenen des Bildungssystems Bewegung entstehen muss, um Antworten auf die KI-bezogenen Entwicklungen zu finden.  Auch wir von bildungssprit.de sind der Auffassung, dass sowohl KI als auch die hier beschriebenen Paradoxa für Lehrkräfte nicht verschwinden werden, sondern den Bildungsalltag stark beeinflussen werden. Aus diesem Grund sind wir – wie Joscha – der Meinung, sich aktiv mit diesen und anderen auftretenden Phänomenen aktiv als Lehrkraft auseinander zu setzen, um sie bestmöglich verstehen und auch effektiv nutzen zu können.  Disskusionsanstoß Wie steht ihr zu den genannten Widersprüchen im Bereich Lehren und KI? Was sagt Ihr zu unserer Erweiterung, jedes Paradoxon auch als Bildhafte Sprache zu denken? Hat es Euch vielleicht geholfen, die von Joscha Falck verdeutlichten Widersprüche nochmal besser zu verstehen?

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